Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 3


Kapitelinhalt 234. Kapitel: Übertölplung der rebellischen Oberpriester durch den vom König beauftragten Unterpriester. (28.02.1844)

01] Als der ratgebende Unterpriester wieder bei den Oberpriestern anlangte, da ward er alsbald von tausend Fragen bestürmt; und er konnte zum Glücke so schnell reden, wie schnell da klappert eine Windmühle, und antwortete durch ein Wortgebrodel den hundert Fragern.

02] Aber keiner verstand auch nur eine Silbe, was er sprach. Darum ward ermahnt, deutlich zu sprechen.

03] Er aber antwortete darauf und sprach: »So lasset mir doch Zeit! Lasset mich eher (erst) zu Atem kommen, und fraget nicht alle zugleich, so werde ich auch deutlich genug die günstige Nachricht von Seite des Königs Gurat zu geben imstande sein! Aber wenn ihr alle auf einmal fragend auf mich einstürmet, da muß ich ja so schnell, als mir immer möglich, durcheinanderbrodeln, damit auf solche Art ein jeder Frager so geschwind als möglich befriedigt wird; ob er von der Antwort etwas versteht oder nicht, das ist dan gleich!«

04] Und die Oberpriester beruhigte darauf den Unterpriester und ersuchten ihn ganz gelassen, daß er ganz deutlich und klar die Nachricht vom Könige vor ihnen enthüllen möchte.

05] Darauf erst ging der Ratgeber zu Hauptsache über und sprach: »Als höret mich denn an, ihr Diener die Götter!

06] Der Friedens- und Vergleichsantrag wurde vom Könige gar liebfreundlichst angenommen, und er hat euch nach meiner Vorstellung in eurer Würde als Oberpriester bestätigt! Nur müßt ihr euch natürlicherweise gefalle lassen, die Weltherrlichkeit fahren zu lassen; denn da ist er der Alleinherr und König über ganz Hanoch und über das ganze, große Reich. Das ist somit eine Abänderung, die er festgesetzt hat.

07] Dann müssen die Hohenpriester des Scheinkönigs entweder auch zu Oberpriestern werden, oder sie müssen samt dem Scheinkönige zu sein aufhören; denn vom Könige aus werden nur die Oberpriester und die Unterpriester bestätigt.

08] Ferner ist des Königs Wille und Gesetz, daß da alle Kasterei (Kastenwesen) ein Ende nehme; und er allein besetzt alle Stellen, die weltlichen wie die geistlichen.

09] Das Gold und die Schätze unserer Paläste nimmt er in den Vollbesitz für seine Staatsgeschäfte; dafür aber sichert er einem jeden Beamten seines Reiches einen standesgemäßen Sold zu, dem geistlichen wie dem weltlichen. Wir aber müssen freilich nun in den etwas sauren Apfel beißen, weil sich die Sache nicht mehr ändern läßt!

10] Dazu weiß er so gut wie wir, daß unser Götterdienst nichts als eine Volksillusion ist! Daher behält er sich denn auch vor, die Sache des Götterdienstes, oder richtiger gesprochen, die Sache der Volksillusion selbst als Oberhaupt zu leiten in geheimen Befehlen an euch; ihr aber müßt dann die wohlberatenen Vollstrecker seines Willens sein!

11] Endlich wird er euch auch einen Generaloberpriester vorsetzen, unter dessen Leitung dann wir alle zu stehen kommen werden! - Das ist nun sein fester Wille. Seid ihr damit zufrieden?«

12] Anfangs war alles ganz stumm auf diese Deklaration; nach einer Weile erst stießen alle Oberpriester einen gemeinsamen Fluch aus und wußten sich aus lauter Grimm nicht zu helfen.

13] Der Unterpriester aber sprach: »Ja, was nützt euch nun das alles? Können wir's anders machen?! Macht einen Aufstand gegen den Mächtigen so ihr Lust habt, zuerst gespießt und dann bei lebendigem Leibe gebraten zu werden! Denn also drohte er mir, mit allen Widerspenstigen zu verfahren!«

14] Als die Oberpriester solches vernommen hatten, da ergaben sie sich und mußten dann Punkt für Punkt die Bedingungen aufzeichnen also, als hätten sie solches freiwillig erwählt und bestimmt.

15] Als dieses Dokument fertig war, da übernahm es der Unterpriester und ging damit zum Könige. Was darauf, - in der Folge!



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