Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 3


Kapitelinhalt 204. Kapitel: Geheimberatung der zehn Gesandten und ihr Beschluß, gute Zwecke durch schlaue Mittel zu erreichen. (16.01.1844)

01] Als die zehn aber das Kollegium der Priester verließen, da verwunderten sie sich untereinander himmelhoch und sprachen:

02] »Nun ersehen wir ganz klar, wo unserer Priesterschaft die Schuhe zu enge sind! Ihr Himmel, von dem sie allem Volke vorschreit, ist das Gold; um dieses zu gewinnen, schreitet sie zu den alleraußerordentlichsten Mitteln!

03] Wer hat das je erlebt, solange die Priesterschaft die ganze Herrschaft und Macht an sich gerissen hat, daß da jemand aus der Kleinbürgerkaste wäre in die höchste der Priester erhoben worden?!

04] Uns ist nun dieses enorme Glück zuteil geworden! Warum denn? - Weil wir uns aufs Lügen verstanden haben, bis auf die allein wahre Begebenheit auf der Höhe!

05] Wir aber riechen den feinen Braten schon, wo hinaus die Sache mit unserer bevorstehenden Priesterschaft gehen soll! Aber wartet nur, ihr goldverbrämten Füchse, - euer Plan mit uns, daß wir euch dann als Mitinteressenten den Weg zu den goldenen Bergen bahnen sollen, soll euch ganz verdammt heiß gemacht werden! Sicher werdet ihr schon beim ersten Schritte eure Teufelsfüße zurückziehen! Aber es wird zu spät sein; denn wir werden ein Flammenmeer über euch schütten, und ihr möget dann zusehen, wie ihr aus diesem kommen werdet!

06] Wir werden zwar vor großen Brandhaufen und vor unabsehbaren Abgründen, welche sie gemacht haben unterirdisch und haben sie angefüllt mit Schlangen und allerlei giftigem Geschmeiße, die schauerlichsten Treu schwüre machen müssen, bis wir in die priesterlichen Kleider werden geworfen werden, - aber das tut unserer Sache keinen Eintrag! Wir werden schwören zwar mit dem Munde, aber zugleich fluchen in der Brust, - und so wird sich die Priesterschaft an uns eine Freßbeule an den Leib gesetzt haben, die ihr kein Gott heilen soll!

07] Wir werden zwar einen Weg bahnen nach den goldenen Bergen unserer Schlauheit, diesen wird die gesamte Priesterschaft wandeln müssen, - aber im Hintergrunde wollen wir die Riesen unseres Grimmes und unserer Wut auf sie lauern lassen! Und wird sich die feine Schar diesem glühenden Hintergrunde nähern, dann ein Zeichen - verstanden! -, und die Riesen werden mit unbesiegbarer Macht hervortreten und unter ihren Tritten zermalmen diese gesamte Brut!

08] Und dann erst werden wir dem Volke den Weg zu den Sternen zeigen und es führen in ein Land in ihm selbst, wo es finden soll die herrlichsten Jungfrauen reiner Erkenntnisse, und in ein Land, wo Wein, Honig und Milch in wahrer Begeisterung fürs echte Wahre und Gute fließt!

09] Und die gebratenen Äpfel soll es dann auch finden auf dem Baume des Lebens und der wahren, reinen Erkenntnis desselben!

10] Bei dem hat es zu verbleiben; Fluch aber sei einem jeden Verräter aus uns! Denn nun liegt es an uns, und wir können nach unserm Plane uns selbst und alles Volk vom sicheren Untergange retten; darum seien wir alle wie einer für sich unter uns, und das Werk muß gelingen!

11] Haben wir die Priesterschaft insoweit breitzuschlagen vermocht, daß sie uns sogar zu Priestern macht, so wird es dann in solch freierem Spielraume sicher um so leichter sein, diese Elenden so breitzuhämmern, daß am Ende von ihr nichts mehr als höchstens ein geschichtlicher Name übrigbleiben soll!

12] Solches haben wir beschlossen und solches werde von uns auch pünktlichst und getreuest ausgeführt! Amen, unter uns amen!«

13] Nach dieser Verschwörung erst begaben sich die zehn in ihre Häuser und brachten da alles in Ordnung und begaben sich dann mit Weib und Kindern in das Kollegium der Priester zum bevorstehenden großen Rate.

14] Was aber in diesem vorkam, wird die Folge zeigen.



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