Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 3


Kapitelinhalt 150. Kapitel: Rede des einen der tausend Räte an die zehn Boten. (28.10.1843)

01] Einer von den tausend Räten aber erhob sich und ging den zehn entgegen, verneigte sich nach der Hofsitte vor ihnen und sprach:

02] »Mächtige Abgesandte wahrscheinlich eines uns unbekannten Fürsten und Herrn über alle feuerspeienden Berge, deren es eine große Menge gibt um uns herum! Tretet näher, ja begebet euch in unsere Mitte und entlediget euch eures Auftrages an uns; denn sehet, der Saal ist groß, und wir sind unser viele! Daher müsst ihr euch schon so ziemlich in der Mitte des Saales aufstellen, auf daß wir alle euren sicher achtenswerten Vortrag wohl vernehmen können; denn wir sind große Freunde von guten Vorträgen und wollen auch alles befolgen, was wir als gut erkennen.

03] Sollte es aber darunter läppisches Zeug geben, so werdet ihr als sicher männliche Wesen höherer Art noch besser einsehen als wir, daß wir solches nicht annehmen können, das heißt nach unserm freien Willen.

04] Ihr könnet mit eurer entsetzlichen Macht als Wesen höherer Art uns wohl dazu zwingen; aber dann habt ihr dadurch wenig oder nichts erreicht und wir ebensowenig gewonnen von eurer außerordentlichen Gesandtschaft!

05] Und so wollet denn die Güte haben und dort in der Mitte an uns euren Vortrag richten; denn wir alle, samt dem Könige, haben unsere Ohren geneigt gemacht für eure Worte und erwarten von so außerordentlichen Wesen, wie ihr es seid, auch mit vollstem Rechte Außerordentliches!«

06] Hier begaben sich die zehn nach dem Wunsche des Rates in die Mitte des Saales, und einer von ihnen fing im Namen aller zehn folgende Worte an die gesamte hohe Ratsversammlung zu richten an, sagend nämlich:

07] »Freunde und Brüder, wenn ihr zurückdenket an eure Väter, so müsset ihr es euch gestehen, daß diese alle samt und sämtlich Nachkommen Adams und so ganz eigentlich Kinder Gottes waren zu den Zeiten noch, da Lamech, ein Zeitgenosse des noch lebenden Lamech auf der Höhe, als ein gotteslästernder König hier in dieser Stadt grausam das Volk der Tiefe regierte!

08] Es kann sicher mehreren von euch nicht ganz fremd und völlig unbekannt sein, was in derselben Zeit der Herr Himmels und der Erde alles getan hat, um fürs erste gar manche Torheiten auf der Höhe zu vernichten und dann die Tiefe zu reinigen von allem Unrate der euch sicher nicht ganz unbekannten alten, gar bösen Schlange.

09] Ferner werdet ihr wissen, wie eure Väter die reinen, von Gott so hoch gesegneten Berge verließen und herab in die schon stets wieder unreiner werdenden Tiefen gezogen sind, während es ihnen doch der Hohepriester Lamech auf der Höhe, der noch lebt, sicher hinreichend gezeigt hatte, wie undankbar, Gottes, ihres heiligen Vaters, unwürdig, und wie unheilbringend solch ein Unternehmen ist.

10] Allein eure Väter kehrten dem Lamech den Rücken; lüstern nach den feinen Weibern der Tiefe, liefen sie scharenweise herab, manche sogar Weib und Kinder auf der Höhe zurücklassend.

11] Dies ist eine unleugbare Tatsache; ihr könnet sie bei tausend noch lebenden Zeugen einholen, so ihr uns nicht glauben möchtet!

12] Ihr seid nun aber Kinder der Kinder Gottes auf der Höhe, habt euch zu mächtigen Herrschern der Tiefe von selbst aufgeworfen, ohne von Gott nur im geringsten dazu berufen zu sein.

13] Ihr habt den rechtmäßigen König Uraniel erstlich verführt, dann erdrückt und getötet; seine Söhne habt ihr einmal gestäupt, das andere Mal verhöhnt, als sie euch an Gott ermahnt haben.

14] Anstatt der anbefohlenen Öffnung der beiden Tempel des Herrn habt ihr nur eine elende Stadtpolizei kreiert (geschaffen) und habt schon vielseitig den Götzendienst eingeführt und den Glauben an den einen wahren Gott förmlich verboten und habt das Volk mit den fluchwürdigsten Steuern belastet.

15] Saget, urteilt nun selbst, was ihr euch dadurch von dem ewig wahren Gott und Herrn aus für einen Lohn verdient habt!

16] Redet nun, wir wollen euch mit aller Geduld anhören; und so ihr ausgeredet werdet haben, dann wollen wir wieder weiter mit euch reden! - Urteilt und redet daher! Amen.«



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