Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 3


Kapitelinhalt 22. Kapitel: Satanas eingenliebige und freche Anklagen gegen Gott. Gottes Traurigkeit ob des Starrsinnes und Ungehorsams Satanas. (22.04.1843)

01] Die Satana aber richtete sich abermals trotzig gegen den Herrn auf und sprach zu Ihm: »Deine Art zu regieren besteht nur im Gebieten dem, was Du freitätig sein sollend aus Dir geschaffen hast, und im Richten dessen, was da in sich kein freies Bewußtsein trägt!

02] Aber daß Du Dich gütlich, nicht gebieterisch, besprechend mit einem freien Geschöpfe befassen möchtest, um es frei durch die pure Liebe zu gewinnen, siehe, das scheint dir von Ewigkeit her ganz fremd zu sein!

03] Also gebietest Du mir auch in einem fort und fort, und ich soll Dir so schön fort und fort gehorchen und am Ende für allen meinen Gehorsam dennoch nichts haben als Deine stete, allzeit sichtbarste Verachtung; da bedanke ich mich schon im voraus für alle Ewigkeiten der Ewigkeiten dafür!

04] Hättest Du zu mir gesagt: ,Du Meine geliebte, holdeste, herrlichste Satana! Siehe, Ich will dich anhören in aller Liebe zu dir; daher rate Mir, und Ich will tun nach deinem Rate!', da hätte ich Dir schon einen Rat gegeben; aber auf eine solche höchst unartige, gebieterische Forderung gebe ich Dir keine ratende Antwort!

05] Meinst Du denn, Deine Macht schafft Dir das Recht, also zu verfahren mit mir? - Oh, da irrst Du Dich gar gewaltig!

06] Bist du ein rechter, allweisester Schöpfer, und bin ich Dein erstes Geschöpf, so ehre Dich durch eine angemessene Auszeichnung, an mich, Dein Geschöpf gerichtet, Selbst in mir!

07] Magst Du aber solches nicht, so zeigst Du mir dadurch nichts anderes an, als daß ich fürs erste ein gänzlich verpfuschtes Geschöpf Deiner Macht und Weisheit bin, und fürs zweite gibst Du Dir dadurch Selbst das unzweideutigste Zeugnis eines Pfuschers in Deiner Schöpfung, und ich und die ganze Schöpfung bleibt demnach nichts anderes als ein höchst mißlungener Versuch Deiner schöpferischen Machteigenschaft.

08] Daher benimm Dich doch ein wenig anders gegen mich, und blamiere Dich nicht vor Deinen sein sollenden Kindern! Wer sollte Dich achten wohl mit solchen Blößen?!

09] Ich aber weiß es, daß Du wirklich höchst göttlich weise und auch gut bist; daher ärgert es mich aber auch um so endlos mehr, daß Du gegen mich also bist, als wäre ich nicht Dein, sondern irgendein fremdes Geschöpf.

10] Ich bin freilich wohl das einzige Geschöpf aus Dir, das da Mut besitzt Dir so etwas zu sagen, und es kommt solches im Angesichte der Feiglinge wohl etwas sonderbar heraus, so ein Geschöpf seinen Schöpfer mustert; ich aber frage: Warum sollte das Geschöpf nicht dieses Recht haben, wenn es ist ein freies Geschöpf?!

11] Denn dafür, daß du mich erschaffen hast, bin ich als Geschöpf Dir doch keinen Dank und keine Achtung schuldig, indem ich irgendeine vorhergehende verbindliche Bedingung als noch gar nicht daseiend mit Dir für die nachfolgende Erschaffung doch unmöglich habe eingehen können, darum ich Dir dann eine Schuldnerin als geschaffen geworden wäre!

12] Als Geschöpf aber kann ich Dir erst dann dankbar werden, so ich von Dir als meinem Schöpfer erfahren habe, daß es wirklich eine große Wohltat ist, aus Dir ein freies, seiner selbst bewußtes, glücklichstes Geschöpf zu sein.

13] Solange ich aber das nicht bin, so lange steht mir auch das Recht zu, mit Dir zu hadern und von mir, wo nur möglich, alles abzulehnen, was Du mir schöpferisch- mächtigerweise etwa aufbürden möchtest für nichts und wieder nichts.

14] Bin ich also nicht recht, da vernichte mich entweder ganz, oder schaffe mich anders, - aber nicht so unvollkommen wie jetzt; denn also kann ich Dir ewig zu keiner Ehre gereichen!

15] Soll ich Dich anbeten als Geschöpf und bitten um alles, so tue Du das, und gehe Du mit einem guten Beispiele voran, und sei wenigstens artig gegen mich, - dann werde ich als Dein Geschöpf schon auch tun, was da Rechtens sein wird; aber mit Deinem Gebieten sollst Du ewig nichts richten mit mir! Verstehe mich!

16] Das soll auch vorderhand Dein bedungener, von mir an Dich gerichteter Rat sein, ohne dessen Befolgung ich Dir ewig keinen andern geben werde! Verstehe mich noch einmal! Amen aus mir!«

17] Hier wandte Sich der Herr ganz traurig zu den drei Zeugen und sprach zu ihnen: »Kindlein! Bin Ich also, und verdiene Ich das?!

18] O Meine ewige Liebe! Was alles habe Ich getan, um dies Wesen zu retten und es der endlichen schweren Vollendung zuzuführen; allein es will Mir dies Werk nicht gelingen!

19] Ja, Ich habe an diesem Wesen einen Fehler begangen, und der besteht darinnen, weil Ich es zu vollendet vollkommenst geschaffen habe, um es nach der Vollendung so endlos glücklich zu machen, als es nur immer in Meiner ewigen Allmacht, Weisheit, Güte, Liebe und Erbarmung steht!

20] Allein dieses nicht einmal zu einer Viertelreife gediehene Wesen setzt sich gerade jetzt in den allerwichtigsten und heikelsten Momenten der Ausbildung so sehr gegen Meine alles leitende Ordnung, daß Ich im Ernste traurig werden muß über solchen Starrsinn!

21] Und da Ich es dennoch nicht auflösen will zufolge Meiner ewigen Liebe und Erbarmung, so sehe Ich Mich genötigt, einen endlos langen Prozeß von neuem einzuleiten, um dadurch nach und nach diesen Starrsinn zu schwächen bis auf ein Atom, und Mir auf der andern Seite zu bilden anzufangen eine ganz neue Kreatur aus euch, Meine Kindlein, nach Meinem Herzen also, wie ihr es seid!

22] O Satana, Ich weinte einst, da du Mir zuerst ungehorsam warst; jetzt weine Ich und werde noch einmal weinen; dann aber werde Ich nimmer weinen um dich, sondern werde dir geben nach deinen Werken und nach deinem Willen! Dann sollst du sehen, wozu dich dein stolzer Starrsinn gestaltet hat und wohin dich geführt!

23] Lasset uns aber nun ziehen von hier und lassen wir dieses Wesen in seinem Starrsinne!«

24] Hier warf sich die Satana wieder vor den Herrn und schrie: »O Herr, verlaß mich nicht und habe Erbarmen mit mir Armen! Du weißt es ja, daß ich eine arme Törin bin und bin darum voll eigensinniger Bosheit! Laß mich züchtigen für meine Bosheit; aber nur jetzt verlaß mich nicht! Ich will ja tun, was Du willst!

25] Und der Herr sprach: »Also gehorche denn, und tue, was Ich von dir zu deinem Besten verlange, so will Ich noch verweilen und dich anhören; sträubst du dich aber noch einmal, so will Ich dich aber auch nimmer anhören! Und so denn erhebe dich, und rede! Amen.«



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