Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 2


Kapitelinhalt 267. Kapitel: Die unzufriedenen, neidischen Murrer. Antwort Gottes an die Murrenden.

01] Diese Worte brachten den Terhad beinahe ums Leben; aber der Herr des Lebens wußte auch dem neuen Wächter das Leben zu erhalten und dazu noch überaus und zwar also zu kräftigen, daß dieser darauf noch zweihundertsechzig Jahre lebte, und gar kräftig sein Amt verwaltete.

02] Als aber solche Worte aus dem Munde des Herrn auch alle anderen Gäste im Saale vernommen hatten, da verwunderten sich einige bei sich selbst und sprachen sich auch leise gegenseitig also aus:

03] »Da sehet einmal diese Geschichte an! Dem Hartnäckigen, der da einen steinharten Eigensinn hatte und kaum zum Glauben an diesen Gottmann zu bewegen war, wird eine so große Gnade zuteil; uns aber, die wir Ihn sogleich in unseren Herzen ohne die geringste Widerrede aufgenommen haben, wird auch nicht ein Wörtlein beschieden! Nein, das ist aber doch etwas sonderbar!

04] Er kann ja als der alleinige Herr Himmels und der Erde freilich wohl tun, was Er nur immer will, und es kann darob niemand zu Ihm sagen: ?' Herr, was tust Du, aber dessenungeachtet bleibt eben diese Geschichte dennoch höchst sonderbar!

05] Wenn wir diese Geschichte wörtlich geben müßten, fürwahr, wir könnten nicht anders sagen als: Gnade dem Stützigsten; dem Sanften, dem Gleichwilligen, dem Liebenden aber höchstens ein bißchen Erbarmung, und sonst nichts!

06] Man kann die Sache drehen, wie man nur immer will, so bleibt diese Geschichte denn doch - nota bene von der göttlichen Seite betrachtet - wie gesagt sehr sonderbar!«

07] Hier unterbrach der Herr das Volk und sagte zum selben: »Ja wahrlich, es ist sonderbar, daß Ich solches tue; aber noch ums sehr Bedeutende sonderbarer ist es, daß ihr hier in Meiner sichtbaren Gegenwart an Mir darum Ärgernis nehmet, daß Ich einem armen- Bruder von euch eine Gnade erwies, die Ich euch Schwächlingen nicht erweisen konnte!

08] Wäret ihr, wie ihr sein solltet, so hättet ihr nur eine große Freude daran, so Ich einem Sünder gnädig bin; da ihr aber noch verkehrten Sinnes seid, und also noch lange nicht seid, wie ihr sein solltet, so findet ihr ärgerlicherweise das sonderbar, wenn Ich einem Sünder gnädig bin!

09] Höret, Ich will euch nun etwas sagen und will euch zeigen die Ursache, warum ihr euch darüber ärgert, daß Ich dem Terhad solche Gnade erwies!

10] Sehet, ihr seid Feinäugler und sehet den Staub im Auge des Bruders aber so in euren Augen ganze Berge herumschwimmen, das sehet ihr nicht! Darum aber könnet ihr auch hier den Grund nicht erschauen, warum Ich hier dem Terhad solche Gnade erwies!

11] Ich aber sage euch: Ich sah alles das schon gar lange, daß eure Herzen erfüllt sind mit aller Scheelsucht; darum ließ Ich euch auch nur so viel Gnade zukommen, der zufolge Ihr Mich erkennen mochtet, daß Ich der Herr Himmels und der Erde bin.

12] Aber scheelsüchtige Amtleute kann Ich in Meiner großen Haushaltung durchaus nicht brauchen.

13] Reinigt sonach zuvor eure Herzen von aller Scheelsucht, und denket allzeit - selbst wenn ihr euch noch so wirklich (sehr) werdet gereinigt haben, als es euch nur immer möglich sein dürfte -: ,Wir sind auch der allergeringsten Gnade nicht wert!'

14] Dann erst werde Ich euch erforschen, ob ihr im Ernste völlig rein seid vor Mir, und werde die völlig Reinen dann auch wohl erwählen für eine höhere Amtsgnade aus Mir; sonst aber genüge euch allen die freie Gnade des Lebens aus Mir!

15] Achtet der kleinen Gaben aus Meiner Hand, wollet Ihr Meine Kinder sein; dann werde Ich euch schon ohnehin zur rechten Zeit der größeren teilhaftig machen!

16] Wenn aber schon ihr euren kleinen Kindlein kleine Spielereien gebet und habet dann selbst eine große Freude daran, wenn solche Gaben eure Kindlein erfreuen, - saget, bin Ich denn weniger Vater zu euch allen, denn ihr es seid zu euren Kindlein? Ich meine, solches wird wohl mitnichten der Fall sein!

17] Freuet euch also dessen, was ihr von Mir empfanget als Kindlein; wenn ihr aber kräftiger werdet, dann werde Ich schon auch sehen, für welch ein Amt ihr tauget!«

18] Hier wurde allen heiß ob dieser Worte des Herrn, und sie fielen vor Ihm nieder und baten Ihn um Vergebung einer solchen Versündigung.

19] Der Herr aber hieß sie alle erstehen, gab ihnen einen guten Trost und begab Sich dann wieder zu Seiner Hauptgesellschaft.



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