Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 2


Kapitelinhalt 229. Kapitel: Lamechs Frage wegen des äußerlichen Ausdruckes der Gefühle. Was die reine Liebe tut, ist vor Gott gerecht.

01] Nach dieser Rede des Herrn bekamen alle mehr Mut und lobten und priesen Gott in ihren Herzen ob Seiner übergroßen Güte, Gnade und Erbarmung.

02] Der Lamech aber faßte mehr Mut denn ein anderer und fragte nun den Herrn, sagend: »O Herr, Du alleiniger, großer Gott Himmels und der Erde, Du alleinig wahrer, allerbester Vater der Menschen, der Du heilig bist, überheilig! Ist es denn aber schon durchaus sündhaft gefehlt, so irgendein Mensch, von seinem Gefühle genötigt und getrieben von seiner Demut und mächtigen Liebe zu Dir, nahezu unwillkürlich auch schon vor Deinem alleinigen allerheiligsten Willen und Namen sich sowohl geistig, wie auch leiblich vor Dir hinwirft und Dich also innerlich und äußerlich zugleich im Staube der völligen eigenen Nichtigkeit anbetet und sich Dir sonach ganz aufopfert?

03] Denn also meine ich meinesteils: Gegen Deine endlose Güte und Erbarmung kann der Mensch ja doch unmöglich je zuviel tun!

04] Mag ja immer der Geist des Menschen nach Deiner heiligen Ordnung und nach Deinem allerheiligsten Liebewillen sich unablässig mit Dir, o heiliger Vater, beschäftigen - solches wird ihm auch sicher ein allerangenehmstes Geschäft sein ewig -

05] Aber in so manchen Momenten, wenn er zu sehr von Deiner Liebe und Gnade durchdrungen wird, wenn ihm Reue-, Liebe- und Freudetränen den Augen enttriefen, wenn er Dich, o heiliger Vater, tausend und tausend Male mit der heißesten Liebe umarmen möchte, da meine ich nun aus meinem innersten Gemüte, kann der Mensch wohl unmöglich umhin, auch mit dem Leibe solche Bewegungen zu machen die denen des Geistes völlig entsprechen!

06] Es umarmen sich ja auch Freunde, Brüder und Liebende bei der besonderen Gelegenheit einer mächtigeren Anregung; die Kindlein umfassen oft krampfhaft ihre Eltern, durch ihre Liebe genötigt; Du Selbst hast ja Deine große, herrliche Schöpfung also geordnet eingerichtet, daß da alles ganz besondere Momente aufweist, in denen es mehr erregt wird, und wieder Momente, in denen es minder erregt zu sein scheint.

07] Die Sonne spendet zwar stets ein gleiches Licht; das kommt mir vor wie die von Dir ausgesprochene unablässige Beschäftigung mit Dir.

08] Aber nicht also ist es der Fall mit der Spendung der Wärme; da scheint die Sonne auch eine gewisse Gradation zu beachten und scheint manchmal mehr und manchmal wieder weniger erregt zu sein!

09] Die Bäume blühen nicht beständig und haben auch nicht fortwährend Früchte auf ihren Zweigen, - und doch stehen sie stets da in Deiner Ordnung!

10] Die Luft selbst artet oft mächtig aus und bewegt sich in großer und mächtiger Aufregung über uns hinweg.

11] Auch die Berge brennen nicht stets, während sie doch immer in Deiner Ordnung dastehen; nur zuzeiten werden sie heftiger und heftiger erregt und scheinen dann mit ihren Feuerarmen Dich heftig liebend ergreifen zu wollen!

12] Also wirst Du, o heiligster Vater, es ja mit uns auch nicht also genau nehmen, so wir auch, von unserer Liebe getrieben, mit den Bewegungen des Leibes Dich samt denen des Geistes ehren, loben, preisen, danken und anbeten?!

13] Es läßt sich ja sogar der Stein im mächtigen Feuer zerschmelzen, welches auch ist eine Kraft aus Dir; warum sollte nicht auch unser belebter und empfindlicher Leib manchmal bei einer besonderen Erregung der Liebe zu Dir vom Dich stets liebenden Geiste mitgerissen und im Feuer der Liebe ein wenig mitgeschmolzen werden?!

14] Der Herr aber legte dem Lamech Seine Hände auf und sagte zu ihm: »Lamech! Du warst ein Sohn der Welt, und damals wußtest du nichts von all dem, was du jetzt vor Mir geredet hast.

15] Wie kommt es denn, daß du jetzt also sprichst wie ein mit Meinem Geiste gesalbter Priester der Höhe?!«

16] Und der Lamech erwiderte ehrfurchtsvollst: »O Herr, ich rede, wie es mir nun mein Herz und meine Liebe zu Dir gibt!«

17] Und der Herr sagte darauf zum Lamech: »So Mich jemand über alles liebt, und sein Herz sagt, in solcher großen Liebe zu Mir erbrennend, zu ihm: ,Tue das!' oder: ,Tue jenes!', so tue er es, und Ich will alles mit Wohlgefallen ansehen, was die reine Liebe zu Mir tun wird!

18] Aber die Liebe sei euer aller Licht und alleiniger Wegweiser ewig in Meinem Namen! Amen.«



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