Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 2


Kapitelinhalt 202. Kapitel: Das Mahl im Speisesaal. Thubalkins Brautwahl und Hochzeit.

01] Und alle begaben sich darauf in den Speisesaal. Als sie da anlangten, fanden sie alles auf das festlichste geschmückt. Neun runde Tische, mit schönem Flechtwerke geziert, waren wohl besetzt mit zierlichen, gut gefüllten Speisekörben.

02] In der Mitte der neun Rundtische aber befanden sich noch zwei Tische von einer etwas länglichen Form; auf diesen war das wohlgebratene Fleischwerk gestellt nach zierlich guter, alldort üblicher Art.

03] Und die Gäste setzten sich zu den Tischen, dankten und lobten Gott und aßen und tranken wohlgemut. Als sie nach Bedarf von den Früchten genossen hatten, da erhob sich der Kisehel, wandte sich an den Thubalkain und sagte:

04] »Nun, Bruder Thubalkain, ist die bedungene Reihe an dir, zu wählen dir aus diesen wohlgestalteten und zierlichst geschmückten Mägden und Weibern eine Braut und Gattin zu deiner Zufriedenheit, vorausgesetzt, daß du deine Sinnesart nicht anders gewendet hast!

05] Denn siehe, das Braut- und Hochzeitsmahl ist bestellt: ein Lamm für deinen Vater Lamech, und ein Kalb für dich und deine Braut!«

06] Diese Anrede gefiel dem Thubalkain gar wohl, und er sprach daher: »Nun sehe ich erst ganz vollkommen, daß da die Versuchung ein vollkommen leerer Trug war; denn die Naeme, die wahre Naeme, lebt sicher ein besseres Leben als ein solches, das da wäre ein allerschroffster Gegensatz zu Gott, auf den sie heimlich doch hier schon so viel gehalten hat!

07] Ja, - wäre sie ein solcher Gegensatz zu Gott, so hätte ihr Fuß sicher niemals die Höhe, die Wohnung der Kinder Gottes, erreicht, und es hätte sie auch kein Hored angerührt! Solches alles aber ist geschehen, wie wäre es da wohl möglich, daß unser voriges Trugbild die fromme Naeme sein sollte?!

08] Also bin ich nun völlig heiter und voll Freude und will daher ohne weiteres Bedenken deinem Rate folgen!

09] Denn nun sehe ich, daß ihr keine Verräter an uns seid, sondern wahrhaftige Freunde und mächtige Gesandte Gottes! Also will ich um euretwillen auch allzeit Gott loben und preisen, darum Er also gnädig und barmherzig ist; und so denn geschehe euer Wille aus Gott zu meinem Frommen!«

10] Hier stand der Thubalkain auf und begab sich hin zu den Mägden, besah sie alle wohl und fand eine darunter, die ihm wohlgefiel, wählte sie und führte sie vor den Kisehel. Als er aber mit ihr sich dem Kisehel nahte, da hielt die Gewählte plötzlich inne und wollte nicht weitergehen.

11] Und der Thubalkain fragte sie und sagte: »Da du dich von mir hast erwählen lassen, was ist es nun wohl, daß du dich nicht willst mit mir vollends hin zum Gesandten des allmächtigen Gottes begeben, damit er uns segne?«

12] Und die Gewählte aber erwiderte ihm darauf ganz barsch: »Wozu sollte uns sein Segen wohl dienlich sein?! Haben nicht viele tausend Weiber von allen Zeiten her empfangen und geboren ohne solch einen Segen?! Warum sollen denn nun gerade wir eine Ausnahme machen?!

13] Willst du dich aber zu einem ewigen Sklaven Jehovas segnen lassen, so tue das allein; ich aber werde frei verbleiben und dir zeigen, daß ich auch ohne einen solch dummen Segen Kinder gebären kann!«

14] Hier erstaunte der Thubalkain vor solch einer Frechheit, ließ die Gewählte stehen und begab sich allein hin zum Kisehel. Dieser aber wußte wohl, was ihm der Thubalkain vorbringen werde, und sagte darum sogleich zu ihm:

15] »Bruder Thubalkain, siehe, du hast eine arge Wahl gemacht - solches;. weiß ich aus dem Grunde -; ich sage dir aber: Wähle du mit Gott, da wirst du auf keine solche mehr kommen, die da gar lange schon über die Zahl der Gerechten steht!

16] Siehe, mit dieser deiner Gewählten verhält es sich wie mit der früheren Trug-Naeme! Daher gehe hin, spucke ihr ins Angesicht, und wähle dir sogleich eine andere!« - Und der Thubalkain tat alsbald solches.

17] Die arge Gewählte verschwand alsbald, und eine Neugewählte folgte, Gott lobend und preisend, alsogleich dem Thubalkain hin zum Kisehel.

18] Dieser segnete sie im Namen Jehovas, und der Thubalkain ward heiteren Mutes, lobte und pries mit seinem neuen schönen Weibe Gott und lud endlich alle, teilzunehmen an seinem Hochzeitsmahle.

19] Und alle begaben sich zu den zwei Brauttischen, segneten dieselben und aßen und tranken mit dem neuen Paare.

20] Also ward dem Thubalkain der bedungene Lohn wohlgesegnet gegeben.



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