Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 2


Kapitelinhalt 163. Kapitel: Auseinandersetzung zwischen den vier Zweiflern und Henoch.

01] Und alle die vier erhoben sich und gingen also gerüstet wieder auf die Höhe. Als sie aber da anlangten, fingen sie alsogleich an, sich zu beraten, wer da wohl als der erste sich an den Henoch machen solle.

02] Nach längerem Hin- und Herraten sagte der erste zu den andern dreien: »Wißt ihr was, ich habe eine gute Meinung: Lassen wir ab von dieser Wahl, sondern tun es also, daß wir da abwarten, bis sich uns der Henoch oder jemand anders nahen wird und wird da einen oder den andern selbst anreden!

03] Wer demnach angeredet wird, der gebe auch sogleich eine rechte Antwort von sich, und das also zwar, daß es ein jeder auf den ersten Augenblick merken soll, wie es so ganz eigentlich mit ihm und mit uns steht! Und sollte uns niemand mehr in die Nähe kommen, da wissen wir dann ja ohnehin, wie wir daran sind; und wissen wir solches, da braucht es dann ja nichts mehr, als umzukehren und dem ärgerlichen Oberpriester für allezeit den Rücken zu zeigen!

04] Warum, das sehet ihr sicher noch besser ein denn ich selbst! Saget, ob ihr damit einverstanden seid!« Und alle bejahten den Vorschlag einstimmig.

05] Als aber der Henoch ihrer ansichtig ward, so begab er sich alsbald zu ihnen - das heißt auf das Geheiß des heiligen Abba - und fragte alsbald den ersten von ihnen: »Nun, Brüder, welche Löse habt ihr denn in euch gefunden? Gebet mir sie kund aus eurem Herzensgrunde!«

06] Und der erste sammelte sich so viel, als es ihm nur immer seine starke Verlegenheit gestattete, und gab dem Henoch mit ziemlich wankender Stimme folgende Antwort, indem er sagte: »Lieber Bruder Henoch! Ich und auch meine Brüder können dir auf diese deine Frage für jetzt keine andere Antwort geben als nur sagen, daß wir dich, so du deine früheren Sätze im Ernste noch fürder behaupten solltest, zufolge etwa einer unverschuldeten Blindheit, von Herzen bedauern, so wir dir schon nicht helfen können!

07] Bist du aber in dir einer anderen Meinung, als welche du uns ehedem kundgabst, so steckt entweder Bosheit und Hochmut in dir, oder du hast mit unserer Armseligkeit dir wollen einen törichten Scherz machen, ohne zu bedenken, wie tief solches deine armen Brüder betrüben dürfte!

08] In diesem Falle aber bist du samt deiner Oberpriesterschaft von uns aus auch nicht der schlechtesten Antwort wert!

09] Daß aber eines oder das andere bei dir der Fall ist, solches erkannten wir alsbald aus der Nichtigkeit deiner aufgestellten Beweise für die Leerheit deiner Sätze, - darum du uns auch Toren nanntest, indem wir nicht dir gleich Toren sind und den Jehova also geschickt wie du zu leugnen verstehen!

10] Das ist die ganze Löse, die wir für dich vorderhand in uns gefunden haben!

11] Nach der Beschaffenheit des Grundes deiner Torheit magst du demnach auch entweder unser Bedauern oder aber auch unser vollstes Mißfallen als eine solche Löse annehmen!

12] Wir hoffen aber, daß du uns diesmal besser denn ehedem verstanden haben wirst!«

13] Und der Henoch erwiderte den vieren, sagend nämlich: »O Brüder, ihr habt eben diejenige Löse gefunden, welche ich gewünscht habe, daß ihr sie hättet finden mögen!

14] Nur was da betrifft an und für sich den Grund, aus dem ihr behauptet, daß meine Sätze an euch dürften geflossen sein, so hat es damit durchaus keine Richtigkeit! Denn wäre es also, wie ihr der Meinung waret, so hätte ich sicher nie ein Wort an euch gerichtet; da es sich aber ganz anders damit verhält, so habe ich solches zu euch geredet, auf daß euer lange schon schlafender Geist geweckt würde! Euer Geist aber ist nun geweckt worden, und so habt ihr mir auch die erwünschte Löse dadurch gebracht, und dessen freut sich meine Seele!

15] Daß ich aber euch durchaus kein Lügner, sondern ein wahrer Bruder sein wollte nach der göttlichen Ordnung, mögt ihr aus folgendem erschauen:

16] Gott ist darum doch sicher kein Lügner, so Er zwar überall völlig gegenwärtig ist, aber dennoch nirgends von jemandem erblickt werden kann, außer Er will Sich, Seiner ewigen Ordnung gemäß, als Vater Seinen Kindern zeigen und sie dann lehren und ziehen fürs ewige Leben!

17] Daß ich aber vor euch den Jehova verbarg, geschah aus dem Grunde, weil ihr in eurem Herzen soviel als nichts vom Jehova hattet, sondern nur Seinen Namen führtet ihr in dem Munde, aber mitnichten auch im Herzen!

18] Was nützt einem aber der alleinige tote Name, so er nicht dem lebendigen im Herzen entspricht?! Ja, ich sage euch, solches ist eine barste Gottesleugnung!

19] Da ich aber solches in euch ersah, so nahm ich es auf mich und stellte es euch vor, als hätte ich es aus mir genommen, und weckte euch dadurch.

20] Sehet, also stehen die Sachen! Ihr habt nun den Jehova sogar im Abedam gefunden und seid darüber eins geworden; also ist ja der Sieg eurer Herzen erfochten!

21] Und so folgt mir denn nun auch zur höheren Weihe, damit ihr dann klar erschauen möget, ob ich ein würdiger Oberpriester bin oder nicht!

22] Denn es ist noch Einer unter uns, und Dieser wird euch allen die rechte Weihe über Gott und mich geben! Amen.«



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