Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 2


Kapitelinhalt 87. Kapitel: Jorias Rede über die Liebe.

01] Und alsbald erhob sich der glühende Jorias und begann folgende Worte nach dem Willen Abedams an alle die anwesenden Väter zu richten und stellte ihnen getreu den kleinsten Teil des nun in sich gefundenen Schatzes, der unendlich ist, dar; die Worte aber, die er zu ihnen sprach, lauteten also:

02] »Väter, Brüder, Kinder, Mütter, Weiber und Töchter, höret! Wahrlich, wahrlich, wahrlich, kein äußerer Sinn unserer Seele kann es je erfassen, was Gott, unser heiliger, liebevollster Vater, denen vorbereitet hat, die Ihn allein über alles lieben und ihre Herzen nimmerdar abwenden von Ihm, und auch keines Menschen Zunge wird solches je wiedergeben können!

03] Oh, wie wäre solches auch da möglich, wo uns die Worte verlassen und sicher niemand mehr in sich ein Wort finden wird und kann, durch welches er imstande wäre, nie geahnte, viel weniger noch geschaute Dinge vernehmlich zu bezeichnen! Und so er auch alsbald bilden möchte neue Worte, wer wird sie aber verstehen, und wer die endlos vielen sich dann erst merken?!

04] Daher kann nur ein kleinster Teil eines kleinen Teiles allhier zum schwachen Verständnisse kundgegeben werden. Ich sage, liebe Väter, Brüder und Kinder, nicht umsonst,zum schwachen Verständnisse, denn ein irdisches Wort ist ja kaum nur die äußerste Rinde eines mehrere Hunderte von Jahren alten Baumes.

05] Wer aber kann aus derselben das innerste, wunderbarste Leben des Baumes erkennen, wer im Baume selbst den mächtig gewordenen Keim und in diesem die endlose Vielheit dessen, was da noch verborgen liegt und erst mit der Zeit zum Vorscheine kommt sichtbar unseren Augen?!

06] Und wer möchte endlich erst erkennen aus dem Äußersten der Rinde die geistigen Wunder alle, welche eine allerkleinste Faser des Holzes in sich birgt.

07] Wie daselbst das Laub, die Blüte, die Frucht mit allen ihren sie umgebenden und sie durchdringenden Teilen von vielen tausend Geisterhänden vorbereitet wird, von ihnen dann zur rechten Zeit durch alle die zahllos vielen Kanälchen zu den Ausmündungen an den Zweiglein geführt und dort erst endlos wunderbarer ausgebildet wird nach der bestimmten Form und nach allen uns wie nur immer möglich fühl- und wahrnehmbaren Eigenschaften?!

08] So wenig wir aber alles dieses und noch zahllos mehreres der Außenrinde des Baumes entnehmen können, - um noch viel weniger kann jemand das allerkleinste Teilchen dessen durch Zungenworte wiedergeben, was dieser unser aller heiligste, liebevollste Vater in den Herzen derer vorbereitet hat die Ihn über alles lieben!

09] O Liebe, Liebe, Liebe, du große, heilige Liebe, welche Fülle, welche Tiefe des Lebens und des Lichtes fassest du in dir!

10] Gott, Gott Selbst ist die reinste Liebe, und diese Liebe ist vor uns allen sie ist unser aller heiliger, liebevollster Vater, hier - in unserer Mitte, - da - in unseren Herzen!

11] Vor den Augen des Fleisches und der Seele auch liegt es verborgen, aber nicht also vor denen des Geistes, in dem die Liebe wohnt, ja der selbst Liebe ist aus der endlosen Liebe unseres heiligen Vaters.

12] Dem Geiste ist ein Sandkörnchen mehr denn dem fleischlichen Auge diese ganze Erde und der ganze gestirnte Himmel, so er auch geschaut werden könnte in aller seiner Außenpracht, gleich wie der Fleck der Erde, auf dem wir wandeln, also nahe!

13] O Sandkörnchen, du großes Wunderwerk, was bist du, - wie groß und herrlich! Wer ahnt die unaussprechliche Majestät dessen, das da unbeachtet an seiner Fußsohle kleben bleibt?! Es ist ja nur ein winziges Stäubchen!

14] O Väter! Glaubt es nicht! Es ist kein Stäubchen! Eine Welt, eine unermeßlich große Welt ist es! In ihren weiten Räumen wallt Licht und Leben!

15] Große Ströme durchziehen ihre weiten Kristalltäler; auf ihren sehr hohen Bergen brennen tausend und tausend Sonnen, voll des herrlichsten Lichtes aller Farben, und zahllose Wesen in den nie geahnten, wunderbarsten Formen beleben diese große Welt! Licht und Wärme ist ihre Nahrung; ihre Bewegung gleicht einem Wanderer dem ein hohes Reiseziel vorgesteckt ist.

16] O du Körnchen, du Körnchen, du allein ja wärest mir genug für die ganze Ewigkeit!

17] O Väter, Brüder und Kinder, ich vermag nun nichts mehr zu reden; denn größer und herrlicher stets wird ja schon dies Stäubchen!

18] Was soll da erst sein eine ganze Erde und ihre stets herrlichere Vervielfachung im Ganzen, wie in allen ihren unzähligen Teilen.

19] Was dann erst eine Sonne, was der ganze sichtbare Sternenhimmel, was dann erst der Geister- und Engelshimmel, was sie, was wir, was erst die Liebe Gottes in uns?!

20] Daher liebt, liebt, liebt Ihn; in der Liebe werdet ihr erst erfahren, was die Liebe ist, und wie unaussprechlich gut da ist unser heiliger Vater!

21] O Liebe, du heilige Liebe! Du allein bist alles in allem! O Vater, Du heiliger Vater, Du bist ja diese heilige, große Liebe Selbst!

22] Daher liebt, liebt, Väter, Brüder und Kinder, liebt die Liebe; liebt über alles den heiligen Vater!

23] Denn Er allein ist die Liebe, die ewige, die unendliche! Daher auch Ihm allein alle unsere Liebe ewig! Amen.«



Home  |    Inhaltsverzeichnis  |   Werke Lorbers