Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 2


Kapitelinhalt 12. Kapitel: Die Grenzen des Führeramtes.

01] Auf diese Rede dankten alle dem Abedam für die so hohe Gnade, daß Er ihnen in der Demut des Kisehel einen Führer bestimmt hatte, und sagten dann einstimmig:

02] »O Abedam, auf dem Dein Vertrauen ruht, dem dürfen wir alle sicher wohl auch trauen! Daher Dir ewig Dank, Lob und Preis für den, welchen Du also gnädigst über uns gestellt hast; er wird uns allen sicher ein weiser Führer sein in Deinem allerheiligsten Namen und Deinem göttlichen Willen und Wohlgefallen! Amen.«

03] Und der Abedam setzte hinzu: »Ja, Amen sage auch Ich; aber solches merket euch alle noch hinzu:

04] Ich bin der Erste und stehe noch jedem näher denn der von Mir euch gegebene Führer.

05] Daher sollt ihr auch allzeit in eurem Herzen früher zu Mir denn zum Führer gehen, wann ihr eines Rates benötiget, und Ich werde dann eure Herzen empfänglich machen zur Aufnahme des Rates aus dem Munde des Führers und werde euch schon zuvor mit dem erfüllen, was euch hernach erst der Mund des Führers bestätigen wird, darum ihr dann das Wort des Führers nicht als sein Wort, sondern als Mein Wort in euch allen erkennen werdet.

06] Und so diene euch der Führer nicht etwa, als solle er euch Gesetze und Regeln vorschreiben, sondern nur, daß er euch bestätige Meinen Willen in euch!

07] Wenn aber jemand nicht eher selbst zu Mir kommen wird, der wird vom Führer dann harte Stöße gar oft empfangen, da ihm dieser Worte künden wird und Pflichten auferlegen, von denen ihm nie etwas geträumt hatte, und deren Ausübung ihm dann auch schwerer fallen wird, als wäre ihm ein ganzer Berg zum Tragen auferlegt worden.

08] Also - Ich bin der Erste; dann erst kommt der, der äußerlich Mein Wort in euch bestätigt! Amen.

09] Nach dem aber entließ sie der Abedam und hieß sie Ihm zu folgen und bei Ihm zu verweilen, solange Er sichtbar unter den Kindern verweilen werde.

10] Nach dem aber berief Er den Jura, den Bhusin und den Ohorion zu Sich.

11] Und als sich diese eiligst zu Ihm begaben und vor Ihm auf ihre Angesichter niederfielen, hieß Er sie alsbald wieder erstehen und sagte zu ihnen:

12] »Ihr werdet jetzt sicher alles vernommen haben, was alles schon hier erörtert worden ist, somit Meinen Willen vollkommen und klar, insoweit es jedem von euch zu handeln darnach leicht möglich zusteht.

13] Doch euch habe ich nicht für die Tiefe bestimmt, - daher habt ihr da, wie alle andern, auch keine Pflicht; aber nun bestimme Ich euch alle gleichermaßen für die Demut, wollt ihr wahrhaft Meine Kinder sein und haben ein vollkommen freies, ewiges Leben aus Mir.

14] Ich brauche euch nicht mehr über die Demut zu sagen, als Ich von ihr schon zu den Erwählten gesagt habe, sondern nur zu ermahnen habe Ich euch noch, daß auch ihr euch vor allem der Demut eurer Herzen befleißigen sollt; denn ohne die wahre, innere Demut seines Herzens kann Mich niemand wahrhaft liebend in seinem Herzen erfassen und dadurch dann leben ein vollkommenes, ewiges Liebeleben aus Mir.

15] Wann immer ihr Mich werdet lieben wollen, euer Herz aber wird nicht stark genug sein, Mich mit flammender Liebe zu erfassen, sondern wird sich müssen allein mit den trockenen Gedanken von Mir sich beschäftigend begnügen (welcher Zustand gleich ist dem, da jemand möchte recht mit Geisteswärme etwas ergreifen, hatte aber schon zuvor ein paar Nächte nicht geschlafen, darum sich ein Stumpfsinn gerade dann seiner bemächtigen wird und eine große Schlaflust, wann er sich's gerade vorgenommen hatte, im Feuer seines Geistes zu wirken), so denket, es fehlt euch an der wahren Demut; denn sie ist das eigentlichste Grundfundament alles Lebens.

16] Habet ihr aber das nicht, was ist da eure Liebe? - Ein nächtlicher Traum! - Was Meine Erbarmung an euch? - Das Berühren eines Steines mit einem Stocke! - Was Meine Gnade? Ein Licht einem faulen Baumstocke! Mein Wort? - Ein unvernommener Schall einem toten Erdklotze! - Was Meine Liebe zu euch? - Das Wehen eines sanften Windes über ein unempfindliches Steingeröll! -Ja, was am Ende Ich Selbst? - Nichts als ein schales Denkbild ohne Sein, oder was da ist einem Tiere, das in der Meerestiefe und in dem Erdinnern schläft, der Strahl der Sonne!

17] Darum also befleißigt auch ihr euch vor allem der Demut! Wenn ihr derselben innerste Wurzel werdet gefunden haben, dann habt ihr auch vollends Mich gefunden in aller Macht, Kraft und Gewalt und Meine Liebe, Gnade und Erbarmung und das ewige Leben und seine Herrlichkeit in allem dem!

18] Nehmet somit auch ihr hin Meinen Segen, und seid weise Führer und Lehrer aller eurer Kinder! Lehret aber auch ihr sie alle, zuvor Mich zu suchen; und haben sie Mich gefunden in der wahren Liebedemut ihrer Herzen, dann erst sollen sie auch zu euch kommen und euch zeigen den großen Fund, den sie überkommen haben.

19] Ich aber erteile auch euch alle nötige Macht und Kraft; diese sollt ihr weise benützen, wann ihr irgend solltet einen Starrsinn merken.

20] Wie aber Ich euch zu leiten eure Kinder nun erwähle, also sollt auch ihr aus eurer Mitte erwählen jene, welcher Herzen ihr voll der wahren Demut finden werdet; aber ja etwa keinen, der danach strebete und möchte mehr sein und größer denn alle seine Brüder, anstatt der Geringste unter ihnen!

21] Auch den nicht, so er sich zu allergeringst stellte, um erwählt zu werden; denn einen Kriecher sollt ihr sogar so lange eures Landes verweisen, bis er, versehen mit Meinem Zeugnisse im Herzen, zu euch zurückkehren wird, und wird euch bitten um die Aufnahme für den geringsten Knecht in eurem Lande.

22] Solches alles beachtet wohl, und seid voll Freundlichkeit gegen alle Fremde, die Ich bald zu euch führen werde; dann werde Ich auch bei euch sein zu allen Zeiten! Amen. Mein Segen mit euch! Amen.«



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