Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes' (Band 1)


Kapitelinhalt 132. Kapitel: Das gemeinsame Mahl. Die aus Ehrfurcht und Bescheidenheit fastenden Väter. Henochs Liebe zu Asmahael. Das wahre Gebet.

01] Und der Adam stellte sich zufrieden mit diesem Bescheide, und alle Kinder mit ihm. Und also fing nach gemachter innerer, geistig wahrer Danksagung ein jeder nach Bedarf und Geschmack an zu essen und zu trinken.

02] Es war aber der Fall, daß der Abedam, der Jura, der Bhusin und der Ohorion sich nicht getrauten, an der Mahlzeit teilzunehmen, also auch der Mathusalah mit seinem Sohne Lamech, und daß sie auch weder der Adam noch irgend jemand anders von den Hauptstammkindern dazu einlud. Da wendete Sich Asmahael alsbald zu ihnen und fragte sie:

03] »Warum esset und trinket denn ihr nicht mit uns?«

04] Sie aber erwiderten: »O mächtigster Asmahael, wie sollten wir uns getrauen, daran teilzunehmen?! Siehe, wo der Erzstammvater speist, welche Vermessenheit wäre das für uns, mit ihm in den Korb zu greifen und mitzuessen und aus dem Gefäße zu trinken, das da berührt hat des hohen Vaters erhabener Mund!

05] Es ist ja aber schon ohnehin die größte Wonne, Freude und Sättigung für uns, daß wir nur zusehen dürfen, wie die erhabenen Väter sich fröhlich stärken. Daher, o Asmahael, sei nicht bekümmert für uns; denn wir haben ja in großer Menge nun, was uns über alle Maßen stärkt! Doch aber sei dir für deine wohltuende Sorge für uns Liebe und Dank! Amen.«

06] Abedam aber setzte endlich noch hinzu: »Und, o großer, übermächtiger Asmahael, unter uns in meiner ahnungsvollen und allerhöchsten Achtung und Liebe vor Dir gesagt: In Deiner Nähe und nun in Deiner unbegreiflichen Gegenwart, wen sollte, wen könnte da hungern?! Bist Du doch die ewige Sättigung aller Dinge Selbst!

07] O Asmahael, Du hast mich schon gesättigt für die ganze Ewigkeit; und wer sich an Dir fürder sättigen wird, den wird's wohl in alle Ewigkeit nimmerdar hungern und dürsten! Daher Dir allein Dank und Liebe! Amen.«

08] Als nun der Asmahael solche Entschuldigung vernommen hatte, sprach Er zu den vieren: »Ihr habt also wohl geredet und eurer Rede Sinn hat wohlgeschmeckt Meinem Herzen; gerecht war jegliches eurer Worte, und deine Rede, du Abedam, für die ganze Ewigkeit wahr: allein, Meine lieben Freunde, jetzt seid ihr noch auf der Erde und habt einen Leib, der der Erde angehört; also ist es auch nötig, denselben zu stärken nach Maß und Ziel mit Speise und Trank!

09] Ob Adam auch hier speist und trinkt, welch ein Unterschied ist denn zwischen Adam und Mir?!

10] So Ich euch aber nun sage: ,Kommet her und esset!', wer wird euch da ausschließen von der Mahlzeit, so Ich euch dazu lade?!

11] Daher kommet her und setzet euch zu Mir, und esset und trinket ohne Scheu; denn sofort werden die Ersten die Letzten und die Letzten die Ersten sein! Amen.«

12] Und als die vier diese Rede vernommen hatten, verneigten sie sich vor den Vätern, priesen Gott und ließen sich endlich voll Freude und Wonne an Asmahaels Seite zur Erde nieder und aßen und tranken.

13] Es freuten sich aber auch alle die Väter samt Adam; nur der Jared, Mahalaleel und Enos, diese waren zu ergriffen von der Großtat Asmahaels, als daß sie vermögend gewesen wären, sich annun zu freuen. Ob sie etwas aßen und tranken, wußten sie nicht; wer da geredet hatte und was, vernahmen sie auch nicht; und daß die vier mitaßen, sahen sie nicht; denn sie hatte die große Tat Asmahaels, wie noch keine frühere, sozusagen wunderstumm gemacht, - in welcher Stummheit sie lange verharrten.

14] Der Henoch aber weinte vor Freude und übergroßer Liebe zum Asmahael und konnte sich endlich nicht mehr enthalten, aufzustehen und hinzueilen an Asmahaels Seite, um da seine vollste Herzensladung über Asmahael auszuschütten.

15] Als aber der Asmahael merkte - was für Ihn gerade eben nichts Schweres war -, was den lieben Henoch trieb, stand Er auf und ging dem Liebeerfüllten entgegen, folgendes sagend:

16] »Wahrlich, Mein geliebter Henoch, wer wie du zu Mir kommen wird, der auch wird es erleben, daß Ich Mich sogleich aufrichten werde und werde ihm entgegenkommen mehr denn auf dem halben Wege!

17] Wahrlich, Ich sage dir: Jetzt hast du das Leben gefunden, und aller Tod ist aus dir gewichen! Deine Augen werden nie schauen den Tag des Todes; ja deine Liebe hat sogar dein Fleisch besiegt und hat es mit Unsterblichkeit erfüllt, und wie du jetzt bist und lebst, so wirst du auch sein und leben ewig!

18] Siehe, die von dir ausgehen werden, diese werden es sein, die Ich erhalten will bis ans Ende aller Zeiten, und an deinem Stamme soll einst dafür die große Verheißung in die vollste Erfüllung gehen! Amen.«

19] Und als nun der Henoch diese Worte vernommen hatte, da ward sein Herz also gebrochen, daß er nicht vermögend war, auch nur einen Laut über seine Lippen zu bringen.

20] Asmahael aber stärkte ihn und sprach: »Geliebter Henoch, sei ruhig, und aller Friede sei mit deinem Geiste! Ich weiß, was du Mir nun sagen möchtest.

21] Wahrlich aber sage Ich dir: Wer so betet und dankt wie du nun in gänzlicher Zerknirschung deines Herzens, der ist es, der da betet im Geiste und in aller Wahrheit.

22] Wer da noch beten und danken kann mit dem Munde, in dessen Leibe schlägt noch ein Herz, dessen Fasern noch vielseitig an den Ästen der Weltbäume hängen, und wenn da ein Wind kommt und zerrt an den Ästen der Bäume der Welt, da wird auch das Herz mitgezerrt.

23] Ein Herz aber wie das deine ist gänzlich daheim, und wenn die Winde kommen, ist es ruhig und unbekümmert der Welt; aber es ist eben darum auch frei, um den Herrn über alles zu lieben und alles andere nur aus dem Herrn!

24] Wer also liebt, der liebt recht, und der Herr wird mit ihm sein ewig! Amen.«


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