Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Supplemente S. 269


01] Da habt ihr den eigentlichen, ganz leicht mit Händen zu greifenden Grund der Erscheinung, deren der Evangelist Erwähnung macht, die aber an und für sich gar nichts besagt als nur, daß dieser Jüngling zum Teil aus Furcht vor seinen Kollegen, zum größten Teil aber aus Furcht vor der übergroßen Rachsucht der Pharisäer sein Heil in der Flucht suchte; doch später, als er von Meiner Auferstehung Kunde erhielt, wieder ein fester Anhänger Meiner Lehre wurde, sich aber dennoch in Jerusalem nicht aufhielt, sondern zu den Essäern überging, denen er zuerst die Kunde überbrachte, was mit Mir geschehen sei.

02] Diese sandten darauf selbst Boten nach Jerusalem, die sich allergründlichst zu erkundigen hatten, was mit Mir vorgefallen sei. Sie erhielten davon denn auch bald die Kunde, da von Jerusalem bis in die halbarabische Gegend des heutigen Suez eben keine zu weite Strecke war, die bei sehr mäßigem Fortschreiten in drei Tagen zurückgelegt werden konnte.

03] Als die Essäer auf diesem Wege die volle Bestätigung von dem erhielten, so säumten sie auch keinen Augenblick, diese Kunde dem römischen Oberstatthalter Cyrenius nach Tyrus zu hinterbringen, bei welcher Mission auch unser Jüngling beteiligt war. Cyrenius hatte diese ganze Gesandtschaft sehr gut aufgenommen und behielt den Jüngling an seinem Hofe, der dem alten Greise vieles zu erzählen wußte, was er selbst von Mir gesehen und gehört hatte.

04] Dieses erfüllte den Cyrenius wie auch später seinen Bruder Cornelius mit einer allerbittersten Rache gegen alle jüdische Priesterschaft, so daß beide einen Schwur machten, alles mögliche beizutragen, diese Untat an Mir an allen Erzjuden auf das allerunerbittlichste zu ahnden.

Reaktionen der Römer Cyrenius und Cornelius auf die Ermordung Jesu; Schicksal des Pilatus und des Kaiphas (jl.ev11.269,05-270,04)

05] Pilatus, der Landpfleger in Jerusalem, hatte dadurch auch bald das consilium adeundi bekommen, durfte nicht einmal mehr völlig nach Rom zurückkehren, sondern er mußte seine Heimat in der Nähe des heutigen Neapel, und zwar in einer Klause unweit von dem untergegangenen Pompeji aufrichten, wo man noch heutzutage einen in Felsen gehauenen Gang mit der Aufschrift: »Behausung des Pontius Pilatus«, aufgefunden hat, und in einer ziemlich tiefen in den Felsen eingehauenen Nische, die man vermauert antraf, mehrere Schriften, die auf Mich Bezug hatten und sich gegenwärtig in einer Bibliothek von Neapel befinden, aber kaum brauchbar sind, weil sie in einem halbverkohlten Zustande angetroffen wurden.

06] Das war sonach die erste Rache des Cyrenius, die er an Pilatus nahm. Die zweite geschah an Kaiphas, als dieser nach der bestimmten Zeit die Hohepriesterschaft ablegen und einem andern überlassen mußte, da ein Hohepriester nur auf drei Jahre lang sein Amt verwalten durfte. Diesem Kaiphas wurden schon im Verlaufe von wenigen Jahren alle seine vielen Güter um Jerusalem herum weggenommen und an die Römer verkauft; und er mußte am Ende seine Zuflucht an den Grenzen der arabischen Wüste suchen und nahm daselbst ein elendes Ende.



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