Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10
125. Kapitel: Jesu Zeugnis von Sich.
01] Als wir uns im Hause, und zwar in dessen geräumigstem Zimmer, an einem Tische, der von Steinen ganz zweckmäßig zusammengefügt war, gelagert hatten und der Wirt und einige seiner Nachbarn neben uns Platz nahmen, da sagte der Wirt zu Mir: »Höre, du wahrlich um alles ganz wunderbar wissender Freund, deine Weisheit ist von keiner gewöhnlichen Art, denn dir scheint nichts unbekannt zu sein!
02] Du bist ein Jude aus Galiläa, und da wir alle, wie ich schon früher vor dir dargetan habe, in den Schriften und Lehren der Juden nicht unbewandert sind, so ist irgendwo einmal gesagt, daß aus Galiläa kein Prophet komme, und dennoch bist du ein gar großer Prophet! Denn wärest du es nicht, wie wohl hättest du wissen können, daß meine drei ältesten Söhne, um Fische zu fangen, nach dem überfischreichen Meere Galiläas ausgezogen sind, und daß sie gen Abend, als heute, mit einem reichen Fange heimkehren werden?
03] Und das war alles richtig und wahr also, wie du es zum voraus angegeben hast; um aber so etwas aller Wahrheit gemäß angeben zu können, muß man ein großer Seher und Prophet sein, - und du bist doch ein Galiläer, aus dem Lande, aus dem niemals ein Prophet erstehen soll! Wie ist demnach dieses zu nehmen und zu verstehen?«
04] Sagte Ich: »Freund, Ich lebte wohl die meiste Zeit in Galiläa, doch bin Ich aus Galiläa nicht geboren, sondern aus Bethlehem und bin am achten Tage nach Meiner Geburt im Tempel zu Jerusalem beschnitten worden nach der Vorschrift. Aus diesem Grunde könnte Ich dann wohl ein Prophet sein!
05] Aber Ich bin dennoch kein Prophet, sondern eben Derjenige, von dem die Propheten geweissagt haben, daß Er kommen werde, um zu erlösen alle, die an Ihn glauben werden, von den Banden des alten Truges, von der Nacht der Sünde, des Gerichtes, der Hölle und ihres ewigen Todes.
06] Ich bin also der Herr und Meister Selbst und kein Diener, bin aber nun doch in dieser Welt, um allen Menschen, die eines guten Sinnes und Willens sind, mit Meiner Liebe, Weisheit und Macht zu dienen und ihnen zu geben das ewige Leben; denn wahrlich sage Ich euch: Alle, die an Mich glauben, und völlig nach Meiner Lehre leben und handeln werden, die werden den Tod nicht sehen, fühlen und schmecken, sondern nach dem Abfalle ihres Leibes werden sie in einem Augenblick verwandelt werden und bei Mir im Paradiese sein, und ihrer Seligkeit wird fürder kein Ende sein.
07] Und so weißt du, Mein Freund, es nun ganz offen aus Meinem Munde, wen du in Mir in deinem Hause beherbergest!
08] Die aber mit Mir kamen, sind Meine Jünger - bis auf einen, der nach der Welt seine Augen richtet, obschon er wohl weiß und auch fest glaubt, wer Ich bin und was Ich schon alles gelehrt und getan habe. - Was sagst du nun dazu?«
09] Sagte der Wirt: »Herr und Meister, was soll, was könnte ich als ein armer, sündiger Mensch dazu sagen? Du bist der Herr aller Dinge und unseres Lebens, sei uns armen Sündern denn auch gnädig und barmherzig!«
10] Da Du uns unbeschnittenen Juden schon einmal die Gnade erwiesen hat, uns in unserer Einschicht (Einsamkeit) zu besuchen, so hoffen wir, daß Du mit Deiner Gnade auch bei uns verbleiben und segnen wirst uns und unsere Kinder!«
11] Sagte Ich: »Daran sollt ihr keinen Mangel jemals haben; so ihr bleibt im Glauben an Mich und in der Liebe zu Mir, so werde Ich auch bleiben mit aller Meiner Gnade bei euch.
12] Und nun, Meine Freunde, von etwas anderem, und zwar von eurem Mir nur zu wohlbekannten Dürftigkeitszustand!
13] Ihr habt weder Brot noch Wein und bedienet euch anstatt des Brotes - eurer Schaf- und Ziegenkäse und eurer getrockneten Fische.
14] Ich werde aber euer zumeist ödes und wüstes Ländlein in ein fruchtbares umwandeln, und ihr werdet in der Zukunft Gerste, Korn und den schönsten Weizen ernten und euch daraus ein gutes Brot bereiten können; vorderhand aber sollen eure Speicher mit den ausgesprochenen drei Getreidearten und eure Speisekammern mehr denn zur Genüge mit gutem Brot versehen sein.
15] Also mögt ihr an geeigneten Stellen in der Folge auch Weinreben anpflanzen, und sie werden euch Wein zur Genüge bringen.
16] Für jetzt aber füllt ihr eure leeren Gefäße und Schläuche mit reinem Wasser! Es soll nach Meinem Willen dasselbe zu Wein werden, und ihr werdet daraus alsogleich erkennen, daß Ich ob eures Glaubens und eurer rechten Liebe zu Mir mit Meiner Gnade, Liebe und mit Meinem Segen bei euch bin und auch bei euch verbleiben werde. Denn Ich habe bei euch einen Glauben angetroffen wie nirgends unter den Juden, wie Ich davon schon Erwähnung machte, bevor ihr noch wußtet, mit wem ihr es in Mir zu tun habt. Und nun geht und tut, was Ich zu euch gesagt habe!«
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