Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10
73. Kapitel: Jesus über das Wesen des Reiches Gottes.
01] Als er wieder bei uns war, da betrachtete er Mich eine Weile vom Kopfe bis zu den Füßen und sagte dann: »Mein Weib wird wohl recht haben; denn Du, o Herr und Meister, bist entweder der dem verheißenen Messias vorangehen sollende Prophet Elias, wie das in der Schrift geschrieben steht, oder Du bist am Ende schon der große Messias Selbst! Denn so Er kommt, da wird Er auch keine größeren Zeichen zu wirken imstande sein! Wem das zu bewirken möglich ist, was nur Gott allein möglich ist, in dem muß alle Fülle des Geistes Gottes wohnen. Dein Leib, o Herr und Meister, ist zwar eben auch gleich dem eines Menschen, aber Deine Seele ist voll der göttlichen Kraft und Macht; darum sei diese Kraft und Macht in Deiner Seele über alles hoch gelobt und gepriesen!«.
02] Sagte darauf Ich: »Wohl dir und deinem Hause, daß ihr solches an Mir erkannt habt; doch selig werden nur jene werden, die den Willen des Vaters im Himmel, der Mich in diese Welt gesandt hat, tun und erfüllen.
03] Ich und der Vater aber sind Eins. Wer Mich sieht und hört, der sieht und hört auch den Vater; ohne Mich aber kann niemand den Vater sehen und hören. Wer denn an Mich glaubt und nach Meiner Lehre lebt und handelt, der wird von Mir das ewige Leben überkommen!«
04] Sagte der Wirt, voll der höchsten Achtung und Ehrfurcht vor Mir: »Wie lautet denn Deine Lehre? Was muß man tun, um von Dir das ewige Leben zu überkommen?«
05] Sagte Ich: »Wer nun an Mich glaubt und an Mir kein Ärgernis nimmt und dazu die Gebote hält, die Moses gegeben hat, der hat schon das ewige Leben in sich; denn Ich gebe euch kein anderes Gesetz, als es Moses eben auch nur von Mir empfangen und den Menschen gegeben hat.
06] Erkenne und liebe Gott über alles und deinen Nächsten wie dich selbst, so erfüllst du das ganze Gesetz und dadurch den Willen Dessen, der nun mit dir spricht! Die Folge davon wird sich in deiner Seele zeigen. - Verstehst du das?«
07] Sagte der Wirt: »Ja, o Herr und Meister, und ich habe bei aller Schwäche Meines Glaubens das Gesetz Mosis dennoch stets treu beachtet und werde es von nun an noch treuer beachten; aber da es auch geschrieben steht, daß der Messias ein wahres Gottesreich auf dieser Erde gründen werde, das fürder kein Ende nehmen wird, so fragt es sich: Wie, wo und wann? Wird Dein Thron zu Jerusalem oder irgend anderswo aufgestellt werden, und wann wird das geschehen?«
08] Sagte Ich: »Mein Reich, das Ich nun gründe unter den Menschen auf dieser Erde, ist kein Weltreich, sondern ein Gottesreich ohne alles Weltgepränge, hat nichts Äußeres, sondern ist inwendig im Menschen, und Meine Stadt, Meine feste Stadt und Meine Wohnburg in ihr ist ein reines, Mich über alles liebendes Herz. Siehe, also verhält es sich mit der Gründung Meines Reiches auf dieser Erde!
09] Alle aber, die auf die Neugründung eines Reiches Gottes auf Erden mit einem äußeren Schaugepränge harren werden, werden sich in ihrer blinden Hoffnung sehr irren und täuschen; denn ein solches wird auf der Erde niemals gegründet in der lebendigen Wahrheit aus und in Mir.
10] Falsche Propheten werden das wohl tun unter Führung Meines Namens; doch Ich werde in solch einem Reiche niemals wohnen und thronen. Siehe, also steht es der vollsten Wahrheit nach mit der Gründung Meines Reiches auf dieser Erde! - Hast du das verstanden?«
11] Sagte der Wirt: »Ja, o Herr und Meister, nun habe ich auch das verstanden! Aber das werden gar viele, die an der Welt hängen, nicht verstehen und werden warten auf ein äußeres großes Weltreich; aber da ein solches nach Deinem nun ausgesprochenen Worte niemals der Wahrheit nach auf der Erde statthaben wird, so werden auch viele in der alten gericht- und todvollen Blindheit verbleiben.
12] Du, o Herr, aber wolle auch den Blinden gnädig und barmherzig sein, und uns aber, die wir die Wahrheit erkannt haben, verlasse nicht, sondern erhalte uns in der lebendigen Wahrheit Deines Reiches auf dieser Erde, auf daß wir stets nach Deinem Willen leben und handeln können!«
13] Sagte Ich: »Das war eine rechte Bitte, und sie wird nicht unerhört und ungewährt bleiben. - Nun aber kommt das schon bereitete Nachtmahl, und wir wollen es zu uns nehmen!«
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