Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 9
38. Kapitel: Sorgen des erweckten Jünglings.
01] Sagte der Jüngling: »O Herr, Herr und ewiger Meister des Lebens, ich habe das alles wohl verstanden und begriffen, und es kommt mir nun wahrlich vor, als ob es in meinem Herzen nun schon ganz frei und lebenshelle geworden wäre, und ich bin darum auch schon zum voraus lebendigst überzeugt, daß es mit der Zeit, so ich nach Deiner heiligsten Lehre erst selbst vollernstlich die Hand ans Werk legen werde, in mir noch um gar vieles lebensheller werden wird! O Herr, Herr! Lasse doch viele, ja alle Menschen also in Deiner Liebe erleuchtet werden, und wir Menschen werden uns dann schon in dieser Welt im Paradiese befinden!
02] Aber ich gewahre in mir nun auch die starke Nacht in Jerusalem, mit der wir bis zu einem allgemeinen Lebensvolltage gar viele Kämpfe zu bestehen haben werden; denn in meinem nun in mir erwachten Lichte sehe ich erst den ganz entsetzlichen Gegensatz zwischen Deiner reinsten Lehre und den haarsträubend machenden Trug- und somit grundfalschen Lehren und elendsten Gesetzen des Tempels. Wie wird man denen zu begegnen imstande sein? Denn die Templer haben die irdische Macht noch immer in ihren Händen und verfolgen jeden anders Glaubenden, Denkenden und Handelnden mit Feuer und Schwert. So sie uns, wenn sie hierher kommen, nach Deiner Lehre lebend und handelnd treffen werden, und uns um den Grund angehen werden, so werden wir als in Deiner Wahrheit stehende Menschen doch auch nur die Wahrheit sagen müssen, um nicht als Lügner vor ihnen und auch vor Dir, o Herr, Herr, zu erscheinen!
03] O Du ewiger Herr alles Seins und der Himmel und der Erde, gib uns auch da einen Rat; denn ich, obschon noch ein junger Mensch, sehe das nun auf einmal nur schon zu gut ein, wie wir uns da nicht ohne die bittersten und harten Verfolgungen von seiten der Templer in vielleicht schon jüngster Zeit befinden werden, und das um so mehr, je ernster und reger wir nach Deiner Lehre leben und handeln werden. O Herr, Herr, was wird da zu machen sein?«
04] Sagte Ich: »Nun, nun, du Mein lieber Sohn! Bin Ich erstens denn nicht mächtiger denn der Tempel, der auch an Mich nicht glaubt, sondern Mich nur in einem fort verfolgt, zu fangen und zu verderben trachtet? Wer an Mich glaubt, auf Mich baut und vertraut, dem werde Ich doch wohl auch wider die blinde Macht des Tempels zu Hilfe kommen können! Glaubst du das wohl?«
05] Sagte der Jüngling: »O Herr, Herr, vergib mir meine eitel törichte Furcht, ich glaube, ich glaube das ungezweifelt! Du als der ewig alleinige Herr über Leben und Tod wirst die Deinen zu schützen wissen auch gegen die Macht aller Höllen, so sehr sie auch bemüht sind auf der ganzen Erde, das Reich Gottes zu vernichten und das Reich des ewigen Todes aufzubauen.«
06] Sagte Ich: »Ganz sicher, wahr und gewiß! Aber ich sage dir als etwas Zweites noch hinzu: Seid auch ihr zwar in euch sanft gleich den Tauben, gegen die Welt hin aber klug gleich den Schlangen! Denn Ich will es nicht, daß ihr Meine Perlen offen all den Weltschweinen vorzeigen und vorwerfen sollt.
07] So man euch aber irgend zur Rede stellen wird, da werde schon Ich euch die Antwort in den Mund legen, - und wahrlich, man wird euch auf tausend nicht eins zu erwidern imstande sein. So Ich euch auch noch diese Versicherung gebe, da könnt ihr in Meinem Namen jedem Kampfe, der euch irgend erwarten dürfte, schon ganz mutvoll ins Angesicht schauen. Denn in dieser Zeit wird die Ausbreitung Meines Reiches unter den Menschen Gewalt brauchen, und die es werden haben wollen, werden es auch mit Gewalt an sich reißen müssen! Doch der sichere Sieg wird darum nicht schwer zu erkämpfen sein, weil Ich Selbst als der mächtigste Held den Kämpfern um Mein Reich alle Hilfe werde angedeihen lassen! Verstehst du auch das?«
08] Sagte der Jüngling: »Ja, Herr, Herr, mit Deiner Gnade ist alles leicht zu verstehen; denn mit Deiner Lehre gibst Du dem, der ernstlich nach ihrem göttlichen Sinne leben will, auch das richtige Verständnis und damit auch den Mut, für die göttliche, reine und lebensvolle Wahrheit den Kampf mit jedem Feinde aufzunehmen und siegreich zu bestehen. Denn ich war tot, und Dein göttlich allmächtiges Wort hat meine Glieder wieder belebt und das Herz von neuem zu pulsieren genötigt, und ebenso hat Dein allmächtiger Wille nun denn auch unsere Schüsseln und Krüge nicht leer werden lassen. Zudem hast Du uns allen noch das größte Lebensgut hinzugetan durch die Gabe Deiner Lehre, durch die wir nun schon ganz lebendig wissen und gar wohl erkennen, was wir zu tun haben und warum.
09] So wir nun das alles wissen und Dich, o Herr, Herr, auch als den allein wahren Gott erkannt haben, so muß uns das ja den vollsten Glauben und das innigste Vertrauen geben, daß Du uns auch im Kampfe wider die Feinde der Wahrheit schützen und schirmen und den sicheren Sieg über sie allzeit verleihen wirst, weil Du als die ewige Wahrheit uns das treu verheißen hast. Wohl werden wir im Herzen sanft sein gleich den Tauben, aber es wird uns auch an der Klugheit unseren allfälligen Feinden gegenüber nicht fehlen mit Deiner Hilfe, o Herr, Herr!«
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