Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 8
16. Kapitel: Über die Inkarnierung der Sternbewohner.
01] Sagte Ich: »Freund, darüber habe Ich euch vor ein paar Tagen ein klares Licht gegeben. Wenn du es nicht völlig begriffen hast, so kann Ich wahrlich nicht dafür! Sieh hinauf zu den Sternen! Ich sage dir, daß sie alle weltengroße Erden sind, auf denen auch Menschen wie hier wohnen.
02] Viele jener zahllos vielen Menschen auf den Sternenerden wissen es durch ihre Engel, daß eine Seele nur hier auf dieser Erde zur wahren Kindschaft Gottes gelangen kann, aber nur durch ein höchst beschwerliches und mühevolles Fleischleben. Wenn sie es wünschen, so wird es zugelassen, daß ihre Seelen auch auf diese Erde ins Fleisch gezeugt werden. Sind sie aber einmal da, so müssen sie sich auch das durchzumachen gefallen lassen auf eine kurze Zeit, weil sie dadurch auch für ewig den Triumph der vollen Gottähnlichkeit ernten, und dafür können sie sich schon auch etwas gefallen lassen, da doch Ich Selbst aus Liebe zu Meinen Kindern Mir auch freiwillig gar vieles gefallen lasse und Mir noch ein Größtes und Bitterstes werde müssen gefallen lassen, zum Heile aber für Meine Kinder.
03] Das Reich Gottes kann nur mit Gewalt und großen Opfern gewonnen werden! Das bedenke wohl, wie auch das, was Ich darüber schon gesagt habe! - Hast du nun das wohl verstanden?«
04] Sagte darauf der Magier: »Ja, Herr und Meister, ich habe das nun wohl verstanden und habe mich an das auch wohl zurückerinnert, was Du vor ein paar Tagen eben über diesen Gegenstand geredet hast, und ich danke Dir für alles, was wir nun an Deiner heiligen Seite zum ewigen Wohl unserer Seelen gewonnen haben. Wenn denn auch unseren Leib Leiden und Schmerzen heimsuchen werden, so werden wir sie aus Liebe zu Dir auch mit aller Geduld ertragen; denn auch wir können nun nicht wissen, unter welchen anderen Bedingungen wir auf diese Erde ins Fleisch gesetzt worden sind, als daß wir Gott suchen, erkennen und Ihn dann unter allen noch so bitteren Umständen über alles lieben sollen, wollen und auch werden.
05] Denn mir scheint es, daß Du gerade denen, die Deinem Herzen am nächsten stehen, stets größere Lebensproben zukommen läßt als jenen, die sich durch ihr Tun und Treiben Deinem Herzen entfernter befinden. Denn ich habe schon oft bei unseren Reisen in allen Teilen der Erde Menschen getroffen, die nahe an gar keinen Gott glaubten und ihre Nebenmenschen oft ärger als wilde Tiere behandelten, aber dabei selbst eine unverwüstliche Leibesgesundheit besaßen und im größten Wohlleben schwelgten. Am Ende starben sie noch dazu eines schmerzlosen, blitzschnellen Todes!
06] Während ich wieder andernorts gar fromme und in ihrem Glauben sehr gottergebene und gute Menschen mit aller Geduld oft im größten Elende antraf, was mir die Fürsorge eines guten und höchst weisen Gottes und selbst das Dasein eines solchen in ein sehr zweifelhaftes Licht stellte.
07] Nun haben sich solche Zweifel bei uns freilich wohl gänzlich gelegt, und wir wissen und erkennen nun, woran wir sind, und in welchen mannigfachen Verhältnissen die verschiedenen Menschen auf dieser Erde ihr Freiheitsprobeleben durchzumachen haben; aber dabei muß ich doch nach meinem Gefühle sagen und bekennen, daß eben dieses Freiheitsprobeleben eine schwere Aufgabe für die Menschen ist, wenn sie auch durch ihre Lösung den größten und ewigen Lebensvorteil erreichen.
08] Wir Menschen konnten vor unserem Dasein nie gewollt haben, dazusein, sondern nur Du allein konntest das wollen, und wir sind demnach Deine Werke, für die Du sorgst, damit sie vollends das werden können, wozu Du sie erschaffen und bestimmt hast.
09] Weil es denn aber einmal so und nicht anders ist und Du uns nun Selbst die Wege lichtvoll gezeigt hast, die wir zu wandeln haben, so wollen wir denn auch treu und dankbarst auf denselben dem Ziele zuwandern, das Du uns gestellt hast, und die Dornen, die sich hie und da uns in den Weg stellen, standhaft und mit möglichster Geduld und Ergebung in Deinen Willen überschreiten. Das ist nun mein wie auch meiner Gefährten fester und ernster Entschluß. Du aber als nun unser wohlerkannter Herr des Lebens lasse nicht zu harte Proben und Prüfungen über uns kommen zur Zeit unseres Scheidens von dieser Erde, und sei also auch allen andern Menschen nach ihrem Lebensverdienste gnädig und barmherzig!«
10] Sagte Ich: »Um was ihr den Vater bitten werdet in Meinem Namen, das wird euch auch gegeben werden. Denn der Vater allein ist gut und hat kein Wohlgefallen an den Leiden der Menschen; aber Er hindert auch nicht, daß solche über die Menschen kommen, so sie aus lauter Weltsinn des Vaters vergessen, keinen Glauben haben und sich selbst in alles das begeben, was ihnen alles mögliche Ungemach bereiten und bringen muß.
11] Wandelt gleichfort auf den Wegen, die Ich euch nun treulich gezeigt habe, so werdet ihr wenig zu leiden haben, und euer Abgang von dieser Welt wird ein leichter sein!
12] Nur über jene kommen am Ende zumeist bittere Leiden, die aus allerlei Welttümlichkeiten ihre Seele zu sehr in ihr Fleisch vergraben haben; denn eine solche Seele muß, damit sie nicht völlig verderbe in ihrem Fleische, mit großer Gewalt von ihm losgetrennt werden, und dies muß dann auch im Leibe große Schmerzen erzeugen. Und das ist noch gut für die Seele, weil sie durch die Schmerzen und Leiden von ihren fleischlichen Gelüsten gereinigt wird und dadurch im Jenseits einen leichteren Fortgang und ein sichereres Vorwärtsschreiten auf der Bahn des geistigen Lebens findet.
13] Ganz welttümliche Menschen aber, die an keinen Gott glauben und dabei doch ein gesundes Leben bis in ihr hohes Alter genießen und am Ende auch eines schnellen und schmerzlosen Todes sterben, haben ihren Lebenslohn auch schon auf dieser Welt empfangen und werden im Jenseits sehr schwer je mehr einen zu gewärtigen haben. In der Gesellschaft solcher wird die äußerste Finsternis walten, und es wird sein viel Heulen und Zähneknirschen unter ihnen.«
14] Sagte der Magier: »Herr und Meister, wenn aber solche Menschen, die nun denn doch zumeist Heiden sind, nicht dafür können, daß sie von einem wahren Gott nie etwas vernommen haben und darum auch an keinen glauben konnten, so ist dann ein gar fürchterliches Fortbestehen ihrer Seelen im Jenseits doch eine zu arge Strafe! Ja, Menschen wie nun wir, die Gott wohlerkannt haben und an Ihn glauben müssen, weil Er vor ihnen sichtbar da ist und sie Selbst lehrt die Wege des Lebens, - wenn sie dennoch abfielen und Böses täten, verdienten dann wohl ein solches von Dir nun sehr erschrecklich ausgesprochenes Los im Jenseits; aber Menschen, die da nicht dafür können, daß sie nahezu mehr Tiere als Menschen auf der Welt waren, erscheinen vor meinem Verstande als unzurechnungsfähig, und eine jenseitige Strafe für ihre hier verübten bösen Taten scheint mit der göttlichen Ordnung (und mit) der Liebe Gottes entstammenden Gerechtigkeit in keiner besonderen Harmonie zu stehen; denn wo jemand auf dieser Erde keinen Gott und somit auch Dessen Willen nicht kennt und kein anderes Gesetz hat als das nur, das ihm seine Natur und seine Leidenschaften vorschreiben, der kann ja dem ungekannten Willen Gottes gegenüber auch keine Sünde begehen und für dieselbe gestraft werden. Herr und Meister, siehe, da ist nun wieder ein noch finsterer Winkel in Meiner Seele, den Du mir noch gnädigst ein wenig heller erleuchten möchtest!«
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