Jakob Lorber: ''Das große Evangelium Johannes', Band 2, Kapitel 18
Jesu harte Kritik, weil Schriftgelehrte die Schrift zu ihren Zwecken missbrauchen oder verfälschen. Strafankündigung. 01] (Der Herr:) »So der Mensch stirbt, wird die Seele aus dem Leibe genommen und, allein als ein Geistmensch für sich dastehend, an einen Ort hinkommen, der ihrem ganzen Lebenswesen vollkommen entspricht; und es wird ihr da nichts helfen als ihr freier Wille und ihre Liebe. Ist der Wille und die Liebe gut, so wird auch der Ort gut sein, den sich die Seele selbst also zurichten wird durch die von Gott ihr eingepflanzte Kraft und Macht; ist aber Wille und Liebe schlecht, so wird auch deren Werk schlecht sein - also, wie auf der Erde ein schlechter Baum keine guten und ein guter Baum keine schlechten Früchte trägt. Gehet hin und schmücket mit Gold und Edelgestein einen Dornstrauch, und sehet, ob er euch darum Trauben bringen wird! Ob ihr aber die Rebe mit Gold zieret oder nicht, so wird sie dennoch süße Trauben voll Wohlgeschmack als Frucht bringen.
02] Wenn aber also und unmöglich anders, da fraget euch selbst, was das Übertünchen der Gräber, darin nichts als Modergebein und ekeliger Unflat rastet, den Seelen der Verstorbenen nützen solle oder könne!
03] Glaubt ihr denn im Ernste, Gott sei so schwachsinnig und eitel töricht, daß Er Sich dienen lasse durch eitelstes und nichtigstes Gepränge der Materie durch Materie?!
04] Ich sage euch: Gott ist ein Geist, und die Ihm dienen wollen, müssen Ihm im Geiste und in vollster, lebendiger Wahrheit ihres Herzens dienen, nicht aber in der Materie mit der Materie, die nichts ist als ein auf eine gewisse Zeit gefesteter Wille des allmächtigen Vaters!
05] Was würdet ihr aber zu einem Menschen sagen, der zu euch käme und verlangte noch einen Lohn darum, daß er euch die Saat verwüstet hat, aber dazu noch behauptete, daß er euch einen guten Dienst geleistet habe?! - Sehet, was ihr zu solch einem kecken Narren sagen würdet, das wird euch auch dereinst der Vater im Jenseits sagen, und ihr werdet von Ihm weichen müssen und dazu noch in die äußerste Finsternis hinausgestoßen werden, allwo Heulen und Zähneknirschen euer Lohn sein wird!
06] Wie ihr aber für der Witwen Sache sorget, dafür dient als Beweis vorerst Meine Mutter Maria, der ihr alles genommen habt, und danach tausend andere, mit denen ihr es nicht besser getrieben habt und noch treibt!
07] Ist es denn nicht himmelschreiend, daß Jüdinnen bei den Heiden ihr Recht suchen müssen und es auch erhalten? Muß es nicht recht lustig für den Satan sein, daß seine Kinder nun die Kinder Gottes an Recht und Gerechtigkeit himmelweit übertreffen? Ja, es sollen denn fürder auch die Weltkinder zu Gotteskindern werden; ihr aber sollet darum Kinder dessen sein, dem ihr noch allzeit treu gedient habt!
08] Habt ihr denn, da ihr schon den Jesajas leset, nicht gefunden, allwo er spricht:
'Ich habe Wohlgefallen an der Barmherzigkeit und a nicht am Brandopfer!'
und wieder: b'Dies Volk ehrt Mich mit den Lippen; aber ihr Herz ist ferne von Mir!'
(a Jesaja.01,11; b Jesaja.29,13)10] So ihr saget:
'Dies hat Gott geredet durch den Mund der Propheten!'
, welche Achtung müßt ihr wohl vor Ihm haben, daß ihr allzeit eure schnödesten Satzungen den Geboten Gottes vorziehet, nur die eurigen zu eurem Weltnutzen beachtet, die göttlichen aber mit Füßen tretet?! - O ihr Argen, ihr allzeitigen Knechte des Teufels! Wie wollt ihr einst vor dem Gerichte Gottes bestehen?! Wahrlich, den Sodomitern wird es besser ergehen denn euch! Denn wären dort und damals solche Zeichen geschehen, wie sie bei euch schon geschehen sind, sie a hätten in Sack und Asche Buße getan, und Gott hätte sie nicht mit Feuer und Schwefel vom Himmel gerichtet! - Wehe euch, die Zeit ist nahe gekommen, und es wird mit euch werden, wie Ich es euch vorhergesagt habe!« (a Matthäus.11,21; Jona.03,06; = Lukas.10,13; ⇒ jl.ev01.148,03b*; jl.ev07.166,13b)