Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1


23] Wen irgendein Zweifel drückt, der denke, daß der Zweifel nur eine Folge dessen ist, daß jemand nicht mit Mir wandelt und sich nicht von Mir ziehen läßt. Wer aber einen Zweifel hat, der komme zu Mir und glaube, so wird ihm Licht werden in dem, worüber er gezweifelt hat.

24] Wer da blind ist und taub und lahm und gichtbrüchig und stumm und besessen, der komme zu Mir und glaube, so wird er gewiß die allersicherste Hilfe finden!

25] Aber wohlgemerkt, Ich bin kein kleiner, sondern ein übergroßer Gott. Wer Mich daher erfassen will, der breite seine Arme weit aus, d.h. der muß Mich vollkommen umfassen und nicht nur denken, daß Ich helfen könnte, so Ich wollte. Sondern er muß denken, daß Ich auch allzeit am allermeisten helfen will. - Wenn er solches in sich vereinigen wird, so wird sein Glaube erst recht lebendig.

26] Es dürfte aber vielleicht, d.h. nach eurem Maßstabe gesprochen, hie und da manchem beifallen, daß er seinen Glauben bezöge auf so manche Schutzgeister-Erscheinungen, besonders auf die in Reiche des sogenannten Somnambulismus vorkommenden.

27] Da sage Ich: Diese bei solcher Gelegenheit vorkommenden schutzgeisterhaften Erscheinungen sind nichts anderes als Schöpfungen des eigenen Glaubens und haben große Ähnlichkeit mit jenen Träumen, in welchen dem Menschen unter allerlei Umständen das bildlich und lebendig zu Gesichte kommt, worüber er im wachen Zustande äußerst lebhaft, nicht in seinem Verstande, sondern in seinem Gemüte, gedacht hat.

28] Wie aber auf der einen Seite diese Traumgebilde etwas sind, so ist auch solche besagte Erscheinung bei den Somnambulen nicht bloß eine leere Erscheinung, sondern sie ist auch etwas Wirkliches. - Aber was ist dieses Wirkliche? - Dieses Wirkliche ist nichts als eine Schöpfung des eigenen Glaubens in Verbindung mit der alles realisierenden Liebe.

29] Denn es kann kein Mensch bei was immer eine Hilfe suchen, (an) das er nicht zuvor glaubte und dann dasselbe mit seinem Gemüte liebend und vertrauend umfasste. Und es kann schon ein materieller Bildner keine Figur zuwegebringen, die er nicht zuvor gewisserart in sich selbst erschaffen hat.

30] Wie hat er es aber erschaffen? - Er dachte sich zuerst irgendeinen Gegenstand. Dieser Gegenstand behagte ihm. Da er ihm aber behagt, so erfaßt er ihn in seinem Gemüte und ward gewisserart verliebt in seine Idee. Wie er aber seine Idee mit der Liebe umfaßt hat, so wird er sie auch, wenn er anders die Fähigkeit dazu besitzt, unfehlbar ins Werk setzen.



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