Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 3


Kapitelinhalt 364. Kapitel: Noah über die falsche Reue Hams. Disput zwischen den 3 Söhnen Noahs. Hams edle Rache. Der Zehntbote Gottes aus Salem. (06.09.1844)

01] Da ersah darauf Ham wohl, daß er unrecht und sehr lieblos gehandelt hatte vor seinem Vater und bereute es sehr.

02] Das merkten die beiden gesegneten Brüder und gingen zum Noah und erzählten ihm, wie der Ham bereue seine Sünde an ihm.

03] Noah aber sprach: »Höret, ihr meine geliebten Söhne, ich sehe den Ham ja wohl weinen; aber er weint nicht meines Vaterherzens wegen, sondern ob seiner Knechtschaft wegen weint er! Also bereut er wohl seinen Frevel an mir, weil er dadurch in die Knechtschaft verfallen ist; aber darum, daß er meinem Vaterherzen wehe hatte getan, bereut er seine Sünde nicht! Und so bleibe er ein Knecht, weil er nicht weiß, daß das lebendige Herz seines Vaters höher steht denn seine Knechtschaft! Gehet und hinterbringet ihm solches!«

04] Und Sem und Japhet hinterbrachten alsbald das dem Ham.

05] Dieser aber sprach: »Wahrlich, Brüder, hätte Noah ein lebendig Herz, nimmer hätte er mich verflucht zur ewigen Knechtschaft; aber da er kein lebendiges Vaterherz in seiner Brust trägt, so tat er dies!«

06] Da sprach Sem: »Wahrlich, da tust du dem Vater hohes Unrecht; denn also spricht die Eigenliebe nur aus dir! Das Herz läßt sich nur wieder mit dem Herzen finden, ob es eines oder keines ist!

07] Hättest du ein Herz zum Vater, da würdest du auch das seine finden; aber da du eben kein Herz zum Vater hast, so kannst du auch keines finden im Vater, und es ist begreiflich nun, warum der Vater in dir nichts findet, das da seines Herzens wäre!«

08] Diese Lehrrede aber verdroß den Ham, daß er darob Weib und Kinder nahm und etliche Kühe, Ochsen und Schafe und zog von dannen hinauf in die Gegend des heutigen Sidon und Tyrus und nannte das Land nach seinem Sohne (Kanaan, d. Hg.) und sprach da:

09] »Nun, in Namen des Herrn, der auch mich gesegnet hat, will ich doch sehen, wie, wo und wann ich ein Knecht meiner beiden Brüder werde!

10] Wahrlich, es tat mir weh der Fluch Noahs, meines Vaters, obschon ich ihn wohl verdient habe! Darum auch will ich mich rächen am Vater und an meinen Brüdern; aber nicht durch Übles - nein, das sei ferne! - sondern durch Segen will ich meine Rache ausüben!

11] Die mich verflucht haben, die will ich segnen; und dieser Segen soll zu Glühkohlen werden über ihren Häuptern und soll erbrennen machen ihre Herzen! Und so soll das Land meines Sohnes nie ein Land des Fluches und der Knechtschaft, sondern ein Land der Herrlichkeit und des Segens heißen!

12] Also soll mein Stamm nie dahin kommen, daß er Dienste suche in den Hütten meiner Brüder Nachkommen; wohl aber werden sie kommen und werden in diesem gesegneten Lande und da in meinen Städten Wohnung suchen und nehmen! Amen.«

13] Da kam ein Bote aus Salem und sprach zum Ham: »Dies Land gehört nach Salem; wer es bewohnen will, muß nach Salem dem Könige der Könige den Zehent geben von allem!«

14] Ham aber sprach: »Herr, hier ist alles, was ich habe; nimm es, denn es ist ja Dein von Ewigkeit!«

15] Und der Bote sprach: »Weil so dein Wille, da sei gesegnet dies Land für die Kinder des Herrn; und du sollst ihr getreuer Knecht sein!«

16] Dies gefiel dem Ham wohl, und er gab von allem sogleich den Zehnt; aber er verstand es nicht, daß der Bote die Nachkommen Japhets als die Kinder des Herrn bezeichnete.

17] Und so lebten die Hamiten und die Kanaaniter bis zu den Zeiten Abrahams ungestört in diesem Lande darum, da Ham gesegnet hatte, die ihm den Fluch gegeben hatten.

18] Noch etwas Weniges in der Folge!



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