Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Supplemente S. 310


»Die Wahrheit wird euch freimachen« (joh.08,32; jl.ev11.310,02)

02] a Wie und wann denn? - Wenn sie ein lebendiges Licht wird in eurem Herzen, welches dem Feuer der lebendig tätigen Liebe enstammt! Und dieses Licht kann auch nur allein mit dem vollsten Rechte Wahrheit genannt werden. Sonst aber gleicht jede mit dem Verstande begriffene Wahrheit einer gemalten Frucht, die wohl recht schön fürs Auge ist, aber für einen hungrigen Magen ist sie eine pure Fopperei und so gut wie eine barste Lüge.  Versteht es! (a Johannes.08,32)

»Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt zum Himmelreiche!« (lk.09,62; jl.ev11.310,04-05)

04] a Die Hand ist der Wille; der Pflug ist das Wort Gottes; das Himmelreich ist das liebwerktätige Leben nach dem Worte. So jemand das Wort Gottes zwar wohl ergreift und tut auch zur Hälfte danach; aber zur Hälfte verwendet er dasselbe ins Weltliche und sagt: »Solange ich in der Welt lebe, so lange auch muß ich mit ihr leben. Daher kann ich auch nicht völlig mit ihr brechen, sondern bin ihretwegen doch genötigt, so manches mitzumachen, des Scheines halber wenigstens, damit sie nicht dies oder jenes von mir denke oder gar laut sage! Denn man kann die Welt ja nicht anders machen als sie ist und so bleibt einem doch nichts übrig, als mit ihr das mitzumachen, was man gerade nicht als absolut schlecht erkennt. Im übrigen aber kann man ja bei sich dennoch tun und denken und glauben, was man will!« Siehe, solches aber heißt ja eben die Hand an den Pflug legen und ihn zurückziehen, um von ihr nicht gekreuzigt zu werden!

05] Es fragt sich aber: wie wird bei dieser Ackerung der Acker für die Saat der Lebenssamen bestellt werden? Wahr ist es übrigens sicher, daß das Zurückziehen des Pfluges einem viel weniger Anstrengung kostet als das Vorwärtsschieben. Allein, der solches tut, ist, wie der Text aussagt, durchaus nicht geschickt zum Himmelreiche. Denn bevor du der Welt nicht den letzten Heller, den du von ihr entlehnt hast, zurückgegeben haben wirst, wirst du nicht eingehen in das Reich der Himmel! Beachtet dieses wohl - und seid vollkommene Ackerleute!

»Das Schwerste im Gesetze ist die Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue« (mt.23,23; jl.ev11.310,06-07)

07] a Seht, das ist ein Hauptknoten, wer wird den entwirren und wie? Denn streng genommen schließt Gerechtigkeit und die ihr fest angebundene Treue ja alle Barmherzigkeit aus, da gerecht handeln nichts anderes heißt, als dem Gesetze getreu handeln; während barmherzig sein so viel besagt als jemandem das Gesetz erlassen. Wie ist demnach aber das zu verstehen? Sei barmherzig, so werdet auch ihr Barmherzigkeit erlangen? Wie kann jemand barmherzig und gerecht sein? Ich sage euch, nichts leichter als das: man sei gerecht gegen sich - und barmherzig gegen den Bruder, so lebt man in der vollkommenen Ordnung Gottes und ist vollkommen gerecht, barmherzig und getreu. Solches ist wohl zu beachten und lebendig zu verstehen. (a Matthäus.23,23)



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